Doppelte Premiere im Mainfrankentheater: Die Komödie „5 Kilo Zucker“ des israelischen Autors Gur Koren feiert in Anwesenheit der Übersetzerin Adina Stern bei ihrer deutschsprachigen Erstaufführung einen gelungenen Einstand. Mit seiner Fülle an originellen, witzigen und teils wunderlichen Ideen sorgt das beschwingte Stück für Heiterkeit in der vollbesetzten Kammer.
Der Plot in Kürze: Dem Schriftsteller Gur Koren erscheint unvermittelt der Geist seines Großvaters. Opa will seine Rolle bei einer Verschiebung von 5 Kilo Zucker am Rande des Zweiten Weltkriegs ins rechte Licht gerückt sehen, da er sonst seine Schmuggler-Ehre in Gefahr sieht. Der Enkel nickt, das vergnügliche Geschehen nimmt seinen turbulenten Lauf.
Marco Milling hat in seiner ersten Regiearbeit in diesem Haus das vielschichtige Stück umfassend ausgelotet und die Figuren in ihrer komödiantischen Variabilität fantasievoll herausgearbeitet. In den wechselseitigen Rollen zeigen die Akteure ungebremste Lust am frech-fröhlichen Spiel.
Geisterhaftes Weiß dominiert die schlicht konzipierte Bühne, die blassen Masken, die üppigen Frisuren und Kostüme – eine überzeugende Arbeit von Dejana Radosavljevic. So kann sich der jenseitige Schatten als wandlungsfähiger Geist ganz einfach in jede der variablen Figuren einschleichen und für reichlich Verwirrung mit seinen Eskapaden sorgen.
Der Held arbeitet sich unter der Fuchtel des Großvaters an seiner Aufgabe ab
Johanna Meinhard gibt eine aufgedrehte, überspannte Schulleiterin mit einem Mundwerk wie ein Maschinengewehr, nervt als aufdringliche Kellnerin und blickt, groß ins Bühnenbild eingeblendet, als Evelyn Barda geldversessen in die vage Zukunft von Gur Koren. Dem Helden verleiht Alexander Darkow ein bestechendes Profil. Als Schauspieler, also „diplomierter Lügner“, ist er der Wahrheit auf der Spur. Dabei durchlebt er gegängelt, gehetzt und unter Großvaters Fuchtel gefesselt wie schwer es ist, 5 Kilo Zucker an der richtigen Stelle zu platzieren. Seine Selbstaufgabe findet im homoerotischen Kuhhandel um die süße Last einen amüsanten Höhepunkt.
Als Daniel Riba und somit zweiter Mann und treibende Kraft im Techtelmechtel zieht Bijan Zamani die Lacher auf seine Seite. Den Wandel von der unbedarften Leonie bis hin zur kühlen Prostituierten vollzieht Mira Huber bravourös, während Thomas Klenk als knörender Bettler und besonders als kiffender Marko Elektro ulkige Nummern abzieht. Kräftiger Applaus für 95 Minuten pausenloses Theatervergnügen.
Weitere Vorstellungen: 6., 14., 19., 27. Dezember, 4., 15., 22., 29. Januar, 8. April, 20 Uhr. Karten: Tel. (09 31) 39 08-124 oder karten@mainfrankentheater.de