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BERLIN
Spannendes Buch: Wie ein Spion die Deutschen austrickste
dpa
 |  aktualisiert: 07.01.2016 14:55 Uhr

Am 6. Juni 1944 setzten Zigtausende von amerikanischen und britischen Soldaten gemeinsam mit verbündeten Armeen von Südengland an die Küste der Normandie über. Damit begann vor 70 Jahren auf dem Kontinent der Zweifrontenkrieg, der elf Monate später zur deutschen Kapitulation führte.

Mit einer solchen Invasion hatte die deutsche Armeeführung gerechnet, aber sie erwartete sie weiter östlich, in der Nähe von Calais, wo die Entfernung zwischen Großbritannien und dem Festland am geringsten ist.

Die Invasion in der Normandie wurde anfangs nur halbherzig bekämpft, hielten die Deutschen das Unternehmen doch für ein Ablenkungsmanöver, das den Erfolg einer Invasion bei Calais wahrscheinlicher machen sollte. Eine solche Überlegung war keine Fantasie, stimmte sie doch mit Meldungen überein, die der Geheimdienst von Agenten aus England erhalten hatte.

Ein gebürtiger Spanier

Diese Informationen waren so überzeugend, dass niemand auf die Idee kam, dass sie von einem Doppelagenten stammten, der genau diese falsche Spur legen sollte. Der Journalist Arne Molfenter hat die Geschichte des Mannes zusammengetragen, der als „Garbo, der Spion“ fast im Alleingang die deutschen Geheimdienste überlistete und somit vermutlich das Leben Tausender von Soldaten rettete.

Molfenter hat eine Lebensgeschichte zusammengetragen. Der Spion „Garbo“ war ein gebürtiger Spanier, dessen Leben durch die Wirren in seinem Heimatland in unvorhersehbare Bahnen gelenkt wurde. Um im Bürgerkrieg zu überleben, dachte er sich einen abenteuerlichen Plan aus: Er bot sich dem deutschen Geheimdienst als Agent in England an, obwohl er nicht nach England gelangen konnte, sondern in Portugal lebte.

Sein wahrer Erfolg begann, als er sich auch vom britischen Geheimdienst anwerben ließ und dann als Doppelagent die Deutschen mit erfundenen Geschichten betrog. Durch seine Meldungen wurde der Spanier allmählich, wie Molfenter darstellt, „zur wichtigsten Quelle deutscher Planung“, dem praktisch alles geglaubt wurde, was er übermittelte. Dabei schafft es der Autor immer wieder, seine historische Forschung ihrer Dramatik entsprechend so spannend darzustellen wie einen Spionageroman.

Ein solcher ist auch aus dem historischen Vorbild entstanden. Graham Greene, selbst ein früherer Mitarbeiter des britischen Geheimdienstes, ließ sich von der Geschichte um Garbo, den Spion zu seinem Erfolgsroman „Unser Mann in Havanna“ inspirieren. Die Wahrheit, wie Molfenter sie darstellt, war aber noch spannender.

Arne Molfenter, Jahrgang 1971, hat in München Politik und Kommunikationswissenschaften studiert, war Redakteur, Reporter und Korrespondent, u. a. für BBC, ARD/SWR und „Die ZEIT“ und arbeitet jetzt für die Vereinten Nationen in Brüssel, Berlin und Bonn, wo er auch lebt.

Arne Molfenter: Garbo, der Spion (Piper, 286 Seiten, 19,99 Euro)

 
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