Oh doch, es gibt sie, jene Mozartfest-Konzerte in einem diesmal wieder voll besetzten Kaisersaal, die bei aller Schönheit der einzelnen Beiträge etwas mühsam sind. Die ihr Publikum leicht ratlos in die Frühsommernacht entlassen, bei denen sich der Sinn des Programms nicht wirklich erschließt.
Das Gastspiel des Kansai Philharmonic Orchestra aus Osaka in Japan war solch ein merkwürdiges Konzert, nicht, weil die angekündigte Abfolge des Abends per Faltblatt aktuell korrigiert und dann beim Auftritt ohne Kommentar nochmal abgeändert worden war. Schwierig war eher der selbst beim Mozartfest-Motto „Was heißt hier Klassik?“ nur vertrackt herzustellende Zugang, da der erste Teil vor der Pause mit seiner französischen Spätromantik einfach nicht passen wollte.
Zur Erklärung hätte der Hinweis genügt, dass die Japaner diesen Part bereits an allen fünf Stationen ihrer ersten kleinen Europatournee unisono gespielt hatten, in Düsseldorf und Martigny im Wallis sowie in Bergamo und Brescia in der Lombardei. Würzburg war nun der finale Ort, die französische Spätromantik also Zufall und nicht, wie gedacht, aufs Mozartfest zugeschnitten.
Ungarische Tänze
Schön war?s zwischendurch trotzdem. Die „Poeme“ von Ernest Chausson und die „Meditation“ von Jules Massenet sind als mal süßlich schwere, mal zartbittere Einzelwerke bekannt, die Wirkung entfalten, wenn ein Geiger sie entsprechend lyrisch und ernsthaft angeht. Augustin Dumay tat dies – der Franzose ist Künstlerischer Leiter des Orchesters aus Osaka; die Violine bediente er neben dem Dirigieren mit gleichbleibend seriöser Miene. Hernach hätten bei den zwei der 21 „Ungarischen Tänze“ von Johannes Brahms ein wenig mehr Schwung und weniger Distanz gutgetan: Diese Tänze klangen zwar voll, aber dumpf anstatt ungarisch feurig.
Dass die japanischen Kansai-Musiker, die Dumay diszipliniert auf europäische Klangmuster eingeschworen hat, bis dahin in nichts an ihre Heimat erinnert hatten, wurde im zweiten Teil gewahr: Den eröffneten sie mit „Lotus under the moonlight“, einer „Mozart-Hommage für Klavier und Orchester“ von Zeitgenosse und Landsmann Toshio Hosokawa. Nicht allzu neutönend, aber niemals so bieder konservativ interpretiert wie der Rest, wurde es zu einer interessanten Sache.
Doch hätte es im Anschluss daran nicht geschadet, statt einer an Dynamik armen, sogar fehlerbehafteten „Oldschool“-Version von Mozarts 29. Sinfonie jenes fis-Moll-Adagio zu hören, das Lotus-Komponist Hosokawa als Vorbild seiner Hommage im Ohr gehabt hatte. So stand es zwar nett im Programmheft, von sämtlichen Ersthörern im Saal war dieser Bezug aber zu viel verlangt. Per Direktvergleich wäre es zur runden Sache geworden – dies gab das Tourneeprogramm aber halt nicht her.