"Endlich geht es los", so der Vorsitzende des Fördervereins Kissinger Sommer, Anton Schick, bei der Eröffnung des "Kissinger Spätsommers". Dem Förderverein und dessen Auswahl eines exzellenten Programms galt auch der Dank von Oberbürgermeister Dirk Vogel. Doch nur rund 50 Besucher verloren sich im Max-Littmann-Saal des Regentenbaus, in dem jede zweite Stuhlreihe entfernt worden war. Vielleicht trug auch die so erzielte Distanz zur anfangs etwas steifen Atmosphäre des Konzertabends bei, zu dem das Cross-Over-Quartett Uwaga! die Bühne betrat. Der Funke sollte erst viel später zünden.
"Originale und Fälschungen", so der Titel des eineinhalbstündigen Programms, in dem sich Christoph König, Maurice Maurer, Miroslav Nisic und Matthias Hacker in der Besetzung mit Violinen, Akkordeon und Kontrabass schwerpunktmäßig mit Beethoven beschäftigen. Ein entfernter Anklang an Dave Brubecks "Take Five" zunächst, doch dann manifestiert sich "Für Elise", schummrige Bar-Atmosphäre breitet sich aus, die sanft gestreichelte Schulterstütze der Violine liefert Schlagzeugbesen-Sound. Das Intervall der kleinen Sekund, also ein Halbton, wird zum Ausgangsmotiv für musikalische Ausflüge, überraschende Eskapaden und virtuose Improvisationen.
Vielleicht fühlen sich die Künstler im spärlich gefüllten Saal unwohl
Genau das ist die Stärke von Uwaga!: Als exzellente Könner auf ihren Instrumenten, fantasievoll in ihren eigenen ausgeklügelten Arrangements, bestens aufeinander eingespielt, musizierfreudig und sehr professionell liefern sie eine Show, die Beethoven (etwa Sätze aus der "Pathétique" oder der Sinfonie Nr. 7), Piazzolla, Eigenkompositionen, Rockmusik und Ballade verschmilzt. Ekstase und Trance, Träumerei und Melancholie halten sich die Waage. Doch irgendwann klingt vieles ähnlich, nutzen sich die Kniffe der Bearbeitungen ab, werden weniger Kontraste erkennbar.
Vielleicht fühlen sich die Künstler auch nicht ganz wohl im großen, spärlich gefüllten Saal. Locker plaudernd wollen König und Maurer als Moderatoren durchs Programm führen. Doch manche Witzelei wirkt bemüht, manche Erläuterung zu ausführlich. Nicht alle Pointen zünden, bleiben vielmehr an der Bühnenrampe hängen. Das Publikum reagiert zunächst uneins, teils begeistert, teils höflich applaudierend. So richtig in Fahrt kommt man erst in der Schlussphase, in der Uwaga! eine explosive Mischung aus wummerndem Beethoven und feurigem Balkanflair zündet. Da gibt's dann umso mehr Jubel, Getrampel und rhythmischen Applaus im Stehen.