Was für ein seltsames Trio: ein junger Banker, der unversehens seine eben erst begonnene Karriere in den Sand setzt, ein alternder homosexueller Bestsellerautor mit Schreibblockade und eine literaturverrückte Übersetzerin auf der Flucht vor dem finanziellen Ruin. Drei Menschen, die sich kaum kennen, deren Leben aber in eine abenteuerliche Abhängigkeit gerät, führt das Stück „Das war ich nicht“ im Sommerhäuser Theater Sommerhaus zusammen.
Auch wenn der Titel lapidar klingt, der witzig-leichte Premierenabend hätte mehr Zuschauer verdient. Nach dem Roman von Kristof Magnusson inszeniert Hannes Hirth auf höchst vergnügliche Weise und völlig unsentimental die Geschichte vom leichtsinnigen Börsenspiel, von finanziellen Verlusten und Abschieden, von Lebenserwartungen – und von etwas so Unerwartetem wie der Liebe. Mit einer bunten, wackligen Kinder-Klettergerüst-Konstruktion, die sowohl beruflichen Aufstieg als auch Absturzrisiken und Gefangensein in der jeweiligen Umgebung perfekt symbolisiert, stürmen die drei Schauspieler die Bühne, um vom Ende her in perspektivisch wechselnden Szenen die Geschichte aufzurollen.
Da ist zunächst einmal Jasper Lüdemann (Bodo Koch). Eben noch kleines Würstchen mit Angst vor Rausschmiss, hat er es in den Händlersaal einer renommierten Chicagoer Investmentbank geschafft und fühlt sich wie ein Star. Endlich kann er so cool erscheinen, wie er immer sein wollte.
Doch die Traumkarriere des Anfang 30-Jährigen währt nicht lange. Sein Versuch, unerlaubte Gewinne zu waschen, gerät zum Desaster, das der Bank und ihren Kunden ein saftiges Defizit von ein paar Millionen Dollar beschert. Peanuts? „Soll man ja nicht sagen, aber im Grunde genommen war es das.“ Koch verleiht seiner Figur viel Sympathie, macht sie zu einem von der Gelegenheit zum Spiel verführten Banker, der nicht wirklich rücksichtslos vorgehen wollte – aber wohl auch nichts bereut.
Eher dummes als unschuldiges Bank(er)-Opfer ist der (dezent) homosexuelle, aber derzeit unter Schreibblockade leidende Bestsellerautor Henry LaMarck (Roland Wunderlich). Der verliebt sich in ein Zeitungsfoto von Jasper, sucht nach seinem „verzweifelten Business Boy“, saugt Fachausdrücke der Finanzbranche auf, versucht, mit seinem Pseudowissen zu beeindrucken, und vertraut dem Banker seine Geldgeschäfte an.
Dritte im Bunde: LaMarcks Übersetzerin Meike (sehr gewinnend: Ana Dyulgerova), die in das winterkalte Chicago gereist ist, um endlich das Skript seines groß angekündigten Jahrhundertromans zu holen. Sie ist Single, ausgestiegen aus einem bürgerlich-geordneten Verhältnis, kurz vor der Pleite und braucht den neuen Übersetzungsauftrag. Eine akribisch arbeitende junge Frau, literaturverrückt, die per Zufall ihren Autor trifft und erfährt, dass sie unbeabsichtigt zum Auslöser seiner Schreibblockade geworden ist. Den Hilfe suchenden beiden Männern gewährt sie schließlich Unterschlupf in ihrem Haus.
Das Stück lebt vom glänzenden Gespür für unterschiedliche soziale Milieus, vom lebhaften Spiel und den ebenso kauzigen wie wunderbar einfältigen Figuren.
Nächste Vorstellungen: 12. und 13. April, 20 Uhr. Vorverkauf Tel. (0 93 33) 9 04 98 67.