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SCHWEINFURT
So wird die 50. Spielzeit im Theater der Stadt Schweinfurt
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Foto: Mark Barrs
Mathias Wiedemann
 |  aktualisiert: 27.04.2023 01:44 Uhr

Es ist das Jahr der runden Geburtstage. Die Bamberger Symphoniker wurden 70, das Theater der Stadt Schweinfurt wird 50, und die Queen wurde 90. Was Queen Elizabeth II. von England mit Schweinfurt zu tun hat? Nun, sie scheint einen ähnlichen Musikgeschmack zu haben wie der Leiter des Theaters dort und sehr, sehr viele Fans weltweit: Zur privaten Feier ihres runden Geburtstags am 21. April lud sie das Ukulele Orchestra of Great Britain ein, das schon mehrmals in Schweinfurt zu Gast war.

„Das Orchester ist stolz, auf deren Bitte hin für die am längsten regierende Monarchin der britischen Geschichte gespielt zu haben“, teilte das UOGB jüngst auf seiner Facebook-Seite mit. In Schweinfurt sind die Ukes, wie die Fans das leicht verrückte Ensemble nennen, ein knappes Jahr später – wieder einmal – zu Gast, am 20. März 2017.

Wer nun denkt, ein Orchester mit acht vierseitigen Minigitarren sei die ungewöhnlichste Konstellation im 50. Spielplan des Theaters Schweinfurt, der sei auf den 30. Mai verwiesen: Da ist der Welt erstes Duo Harfe Tuba zu Gast, mit LaBrassBanda-Mitgründer Andreas Martin Hofmeir, dem jungen Schweinfurter Harfenisten Andreas Mildner und einem Programm, das mit Werken von Telemann oder Piazzolla gar nicht so verrückt klingt, sieht man von „L'Apres-Midi d'une Crocodille“ von Quinto Maganini (1897–1974) ab.

Aktuelle Bezüge beim Schauspiel

Christian Kreppel, Leiter des Theaters, hat dem Jubiläumsspielplan (gefeiert wird am 1. Dezember mit Beethovens Neunter) das Motto „Heimat – Wer sind Wir?“ gegeben. Der Spielplan umfasst 155 Veranstaltungen in 16 Abonnement-Reihen plus Terminen im Freiverkauf. „Ist die Flüchtlingskrise überhaupt eine Krise oder nicht vielmehr eine Herausforderung und auch fantastische Chance für uns alle?“, schreibt Kreppel im Vorwort zum Programmheft. „Ich denke an den in Schweinfurt geborenen Friedrich Rückert, der Zeit seines Lebens auf der erhellenden Suche war nach dem Eigenen im Fremden und dem Fremden im Eigenen.“

Diese Suche schlägt sich im Spielplan an vielen Stellen nieder, etwa beim Schauspiel, mit Ferdinand von Schirachs „Terror“ über den Prozess gegen einen Piloten, der ein entführtes Passagierflugzeug abgeschossen hatte, um Zehntausende zu retten. Oder mit Martin Sperrs „Jagdszenen aus Niederbayern“ aus Maßbach, die in der bitteren Darstellung dörflicher Intoleranz nichts an Aktualität verloren haben. Mit dem Stück „Sarajevo, Good Bye“ in der Inszenierung von Bernd Lemmerich für das Schweinfurter Theater an der Disharmonie und der charismatischen Hauptdarstellerin Ivy Haase. Oder der beklemmend-komischen Wiederkehr Adolf Hitlers in „Er ist wieder da“ nach Timor Vermes mit dem Altonaer Theater Hamburg.

Hinzu kommen Klassiker wie „Maria Stuart“ von Friedrich Schiller aus Weimar und „Eines langen Tages Reise in die Nacht“ von Eugene O'Neill mit dem Theater an der Ruhr aus Mülheim.

Bewährter Schwerpunkt Tanz

Unübersehbar ist der Schwerpunkt Tanz, der sich neben den beiden Tanzabos auch in anderen Reihen zeigt, etwa mit der internationalen Tanzgala „Dance ist the Key“, die mit sechs Compagnien aus drei Erdteilen viermal im November zu sehen sein wird.

Die Bamberger Symphoniker, seit vielen Jahren so etwas wie das Schweinfurter Hausorchester, sind wie gehabt achtmal zu Gast, zweimal davon mit ihrem neuen Chefdirigenten Jakub Hrùša. Mit Rudolf Buchbinger, Gautier Capuçon, Christoph Eß oder Frank Peter Zimmermann bringen sie außerdem einige prominente Solisten mit.

Grigory Sokolov, den nicht nur „Die Zeit“ für den bedeutendsten Pianisten der Gegenwart hält, wird am 11. November unter anderem Schumann spielen, das Salzburger Hagen Quartett, seit über 30 Jahren eines der Spitzenensembles der Gattung, am 22. Oktober Werke von Beethoven, Bartók und Dvoøák.

Unter dem Titel „Jazz im Theater“ ist am 14. Januar das Julia Hülsmann Trio im Foyer zu Gast und am 15. Februar im großen Haus der Pianist Michael Wollny mit seinem Trio und dem Akkordeonisten Vincent Peirani. Der aus Schweinfurt stammende Wollny, Jahrgang 1978, unter anderem vielfacher Echo-Preisträger, gilt längst als einer der virtuosesten und kreativsten Vertreter seines Fachs, die FAZ nannte ihn einen „vollkommenen Klaviermeister“.

Erstmals Meistersinger

Mit drei Terminen ist der Bereich Oper eher überschaubar, neben Verdis „Troubadour“ aus Dessau (Juni 2017) und Humperdincks „Hänsel und Gretel“ (3. Dezember) aus Hof gibt es im Januar immerhin die Schweinfurter Erstaufführung von Richard Wagners „Meistersingern von Nürnberg“ mit dem Landestheater Detmold, das hier schon mit „Rheingold“ und „Walküre“ zu Gast war.

Christian Kreppel bedient in seinem Programmen bewusst die klassischen Sparten, er streut hin und wieder dennoch Veranstaltungen aus dem Crossover-Bereich ein, diesmal etwa „David & Götz – die Showpianisten“ am 4. Januar, deren Repertoire Mozart bis Metallica umfasst, gespielt an zwei Flügeln – mit 20 Fingern oder auch mal nur mit der Nase.

Mit Spannung wird alljährlich übrigens erwartet, wer die Silvestervorstellung bestreitet – diesmal findet sie an zwei Tagen statt, am 30. und 31. Dezember, es kommen alte Bekannte: die Berlin Comedian Harmonists mit einer Auswahl der größten Hits ihrer Vorbilder.

Das Programm der 50. Spielzeit des Theaters der Stadt Schweinfurt, die am 22. September beginnt, liegt im Theater aus. Es gibt es auch als Download unter

www.theater-schweinfurt.de

Die Einschreibung für Neuabonnenten findet von 25. Juni bis 1. Juli statt, Tel. (0 97 21) 51 49 52.

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Foto: Cicero Rodrigues
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Foto: G2 Baraniak
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