Der Name „Sissi“ lockt seit Jahrzehnten Jung und Alt aus der Stube. Bei der Musical-Version im sehr gut besuchten Würzburger Congress Centrum (CCW), die im Untertitel mit „Liebe, Macht & Leidenschaft“ lockt, wird alles geboten, was Auge und Gemüt erwarten: höfische Pracht mit Kronleuchtern, üppige Blumenarrangements und das berühmte Winterhalter-Gemälde an der Wand, Berg-Idyll mit Adler, Nebelschwaden und Sternschnuppen, Ziehbrunnen in der Weite der Puszta. Raumhohe bewegliche Seitenteile, großflächige Projektionen und Lichttechnik zaubern die Illusion der unterschiedlichen Aktionsorte.
In einer dieser Kulissen trifft der junge österreichische Kaiser Franz Josef auf Sissi, verliebt sich bekanntermaßen in sie und heiratet nicht, wie vorgesehen, ihre Schwester Nené. In prachtvollen Kostümen – laut Programmheft sind es 140 nach originalen Schnittmustern gefertigte Teile – nimmt die Geschichte ihren Lauf. Sissi siedelt als Kaiserin von Österreich um aus dem idyllischen Possenhofen nach Wien, kann sich an das höfische Leben unter der Fuchtel ihrer Schwiegermutter Erzherzogin Sophie nicht gewöhnen. Das führt zu einem hochemotionalen Krach bei Kaisers und Sissis Flucht zurück ins Elternhaus. Doch der Kaiser holt sie zurück und bittet um ihre Hilfe bei den schwierigen Verhandlungen mit den aufsässigen Ungarn.
Mit der Krönung als König und Königin von Ungarn endet das Musical, zu dem George Amadé simple, ins Ohr gehende Schlager-Musik ohne großartige Höhepunkte, dafür mit Mitsumm-Charakter geschrieben hat. Jean Müller liefert dazu das bekannte Buch samt meist läppischen Liedtexten („Ein Mann wie er gefällt mir zwar sehr“/„Es leuchten 1000 Sterne wie ein Lächeln aus der Ferne“). Musikalische Einschübe aus Johann Strauss' „Zigeunerbaron“ und einem „Ungarischen Tanz“ von Johannes Brahms tun gut.
Geschulte Stimmen
Es ist den spielfreudigen Sängerinnen und Sängern und ihren geschulten Stimmen, mit denen sie mit der Musik vom Band harmonieren, zu verdanken, dass das altersgemischte Publikum mit Zwischenbeifall nicht spart. Sandra Leitner ist eine entzückende Sissi, die sich auch in den hohen Tönen sicher zu bewegen und ihr „Heimwehlied“ und den Song „Wo ist mein Kind?“ leidenschaftlich darzubieten weiß. Ihr zur Seite Fabian Klatt, ein Kaiser nicht ganz aus dem Bilderbuch, doch munter und stimmlich akzeptabel.
Julia Rauch als Nené überzeugt ebenso wie Margot Loibnegger in der Rolle von Erzherzogin Ludovika. Im Duett „Du bist mein Stern“ mit Sissis Vater Erzherzog Max, dem hervorragenden Alois A. Walchshofer, gelingt dem Elternpaar eine berührende Nummer. Hervorragend Adelheid Brandstetter als strenge und verbitterte Erzherzogin Sophie. Nett anzusehen Kurt Hexman, zum Amüsement des Publikums von Regisseur Claus J. Frankl als tollpatschiger Oberhofmeister Krespl angelegt. Bleibt noch das Tanzensemble zu erwähnen, das sich auch als ungarische Csardastänzer tapfer schlägt.