
Einen der ersten Preise – es gab mehrere erste Plätze für Profis, Semiprofis, Auszubildende und Amateure – gewann die Diplomdesignerin Jana Gragert aus Reichenberg bei Würzburg mit „Darf ich bitten?“, passend zu der Warnung „Brennende Kerzen nicht unbeaufsichtigt lassen“.
Auberginen wie Pinguine
Wenn Kerzen unbeaufsichtigt sind, so ihre These, fangen sie zu tanzen an. In ihrer Bildmontage wiegen sich zwei weiße Kerzen feuersprühend im Tangoschritt. Stefan Bungart (Stuttgart) lässt Auberginen wie Pinguine über den Südpol wackeln. Auf ihrem Rücken prangt der Aufkleber „Gentechnisch verändert“.
Viele bizarre Warnschilder haben wir den Amerikanern zu verdanken, erklärt Museums-Chef Helmut Gold. US-Hersteller wollen sich so gegen Klagen wappnen, falls Kunden das Produkt falsch benutzen und dadurch zu Schaden kommen. Der „Stella-Award“ ehrt – beziehungsweise brandmarkt – die absurdesten Schadenersatzforderungen. Benannt wurde er nach einer Frau, die eine halbe Million Dollar Schadenersatz plus Schmerzensgeld erhielt, nachdem sie sich bei McDonald's mit heißem Kaffee verbrüht hatte.
Folge dieser Rechtsprechung: Die Warnhinweise an US-Produkten werden immer abstruser. Initiativen wie M-Law sammeln und veröffentlichen sie im Netz. Auf der Hitliste der „Wacky Warnings“ ganz oben: der Ratschlag auf einem Kinderwagen „Baby vor dem Zusammenfalten entfernen“ und der Hinweis auf einer Klobürste „Nicht für die Körperhygiene geeignet“. Ein Hersteller rät sogar, den Rohrreiniger besser nicht zu verwenden, „wenn Sie diese Warnung nicht verstehen oder nicht lesen können“. Das hatte vielleicht Florian Janßen aus Bad Tölz im Hinterkopf, als er für den „Docma“-Wettbewerb ein Warnschild in Szene setze, das er im Urlaub auf Korsika entdeckt hatte.
Es warnt in komplett unverständlichem Pseudo-Deutsch vor Fehlern beim Surfen. In seiner Bildmontage rollt eine Monsterwelle auf den Strandurlauber zu, der leider auch keine Ahnung hat, was der Text ihm sagen will. Ob es die Hinweise wirklich gibt oder ob sie nur gut erfunden sind, habe für die Jury keine Rolle gespielt, erklärte der Chefredakteur der Zeitschrift, Christoph Künne. Für sie zählten nur die perfekte technische Umsetzung und die originelle Bildidee.
Wie die von Jaroslaw Reisig aus Kressbronn, der sich einen unglücklichen Graffiti-Sprayer ausdachte, der nicht an der Milchprodukte-Unverträglichkeit Laktose-Intoleranz leidet, sondern an „Lackdose-Intoleranz“. Die Aufgabe habe darin bestanden, Warnhinweise bildlich so umzusetzen, dass sie „in ihrer Übersteigerung die Absurdität ihrer Vorbilder möglichst noch übertreffen“, erklärten die „Docma“-Leute. Das Museum sprang auf den Zug auf und warnte die Journalisten: „Bitte verwenden Sie diese Presseeinladung nicht als Pizzabelag!“