Das Experiment hat es in sich: Weil sie nicht länger nur die Witwe eines bekannten Galeristen sein will, organisiert die Künstlerin Harriet Burden drei neue Ausstellungen. Gezeigt werden ihre eigenen Werke, doch Burden selbst tritt in der Öffentlichkeit nicht in Erscheinung. Drei Männer geben sich als die Künstler hinter den Ausstellungen aus. Burden will so den Sexismus in der New Yorker Kunstwelt anprangern – doch das Experiment gerät außer Kontrolle.
Die US-Bestsellerautorin Siri Hustvedt erzählt die fiktive Geschichte von Harriet Burden in ihrem neuen Roman („Die gleißende Welt“) aus mehreren Perspektiven: Burdens Tagebücher sowie Berichte von Betroffenen und Beobachtern. „Ich hatte vorher noch nie ein Buch mit vielen verschiedenen Erzählern geschrieben“, sagte die 1955 im US-Bundesstaat Minnesota geborene Hustvedt. „Ich habe mich wie ein Schauspieler mit verschiedenen Rollen in demselben Stück gefühlt, oder als hätte ich eine multiple Persönlichkeitsstörung, aber gleichzeitig hat es mir sehr viel Freude bereitet.“
Flüssig und mitreißend
Bereits in „Was ich liebte“ war Hustvedt Anfang der 2000er Jahre in die New Yorker Kunstwelt eingetaucht – und gilt spätestens seit diesem Erfolgsroman als eine der bekanntesten Schriftstellerinnen der USA. Schreibweise und Erzählhaltung in „Die gleißende Welt“ erinnern stark an „Was ich liebte“ – flüssig und mitreißend, mit starken Formulierungen.
Mit dem Roman hat Hustvedt, die seit mehr als 30 Jahren mit ihrem Schriftstellerkollegen Paul Auster verheiratet ist und im New Yorker Stadtteil Brooklyn lebt, gerade ihren ersten US-Literaturpreis, den der „Los Angeles Times“, gewonnen. „Schonungslos frisch“ sei der Roman, schrieb die „New York Times“, die „Washington Post“ lobte ihn gar als ihren „bislang besten“.
Siri Hustvedt: Die gleißende Welt (Rowohlt, 496 Seiten, 22,95 Euro)