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Scorsese drückt aufs Tempo
70. Geburtstag: Wie der Sohn sizilianischer Arbeiter zu einem der berühmtesten Regisseure der Welt wurde
Er macht Film auf Film: Martin Scorsese, hier bei den Dreharbeiten zum Horrorstreifen „Shutter Island“, hat auch zahlreiche Dokumentationen gedreht.
Foto: dpa | Er macht Film auf Film: Martin Scorsese, hier bei den Dreharbeiten zum Horrorstreifen „Shutter Island“, hat auch zahlreiche Dokumentationen gedreht.
Redaktion
 |  aktualisiert: 15.11.2012 17:23 Uhr

Auf Hollywoods schönstes Geburtstagsgeschenk hatte Martin Scorsese eine Ewigkeit warten müssen. In dem Jahr, in dem das Regie-Genie 65 Jahre alt wurde, holte Scorsese im achten Anlauf seinen längst überfälligen ersten Oscar. An diesem Samstag, 17. November, feiert der schmächtige New Yorker mit der dicken Hornbrille seinen 70. Geburtstag. Statt nach dem Oscar-Triumph in den Ruhestand zu gehen, drückt er mit zahlreichen Drehs aufs Tempo.

Bei der Oscar-Gala 2007 konnte es Scorsese – auf der Bühne war er zu Tränen gerührt – kaum glauben. „Das war wirklich eine totale Überraschung“, beteuerte der Italo-Amerikaner mit dem dicken New Yorker Akzent nach seinem Sieg. „Ich bin es einfach nicht gewohnt zu gewinnen.“ Das Genie hinter Filmen wie „Taxi Driver“, „Good Fellas“ und „Wie ein wilder Stier“ (siehe Infobox) hatte mit dem Mafia-Streifen „Departed – Unter Feinden“ den Regie-Oscar gewonnen. Obendrein wurde der Thriller mit Jack Nicholson, Leonardo DiCaprio und Matt Damon zum besten Film des Jahres gekrönt und für den Schnitt und das beste Drehbuch ausgezeichnet. In der Aufregung vergaß Scorsese nicht, seinem langjährigen Kameramann, dem in Unterfranken aufgewachsenen Michael Ballhaus, ausdrücklich zu danken.

In diesem Jahr war Scorseses 3-D-Märchen „Hugo Cabret“ gleich elfmal nominiert, doch am Ende gab es „nur“ fünf Oscars in den technischen Sparten, wie Kamera und Schnitt. Der Stummfilm „The Artist“ hatte im Februar die wichtigsten Trophäen abgeräumt. Scorsese konnte sich da aber schon mit dem Golden Globe trösten, den er im Januar als bester Regisseur erhalten hatte.

Seit September stehen Leonardo DiCaprio, Jonah Hill und Jean Dujardin erneut für Scorsese vor der Kamera. Der Börsen-Thriller „The Wolf of Wall Street“ dreht sich um Betrug und Korruption am New Yorker Geldumschlagplatz. Es ist der fünfte gemeinsame Film für Scorsese und DiCaprio, nach „Gangs of New York“, „Aviator“, „Departed – Unter Feinden“ und dem Horrorthriller „Shutter Island“. Noch hat Robert De Niro den Teamwork-Rekord mit acht Scorsese-Filmen inne, darunter „Taxi Driver“, „Good Fellas“, „Wie ein wilder Stier“, „Kap der Angst“.

Auf Scorseses vollem Drehplan stehen als Nächstes eine Filmbiografie über den legendären US-Entertainer Frank Sinatra und das Historien-Epos „Silence“ über zwei Jesuitenpriester, die im 17. Jahrhundert auf der Suche nach einem Mentor nach Japan reisen. Daniel Day-Lewis, Benicio Del Toro und Gael García Bernal haben schon zugesagt. Mit „Silver Ghost“ will der unermüdliche Regisseur auch noch die Geschichte der legendären Autohersteller Charles Stewart Rolls und Frederick Henry Royce erzählen.

Scorsese wurde 1942 als Sohn sizilianischer Arbeiter geboren und wuchs im New Yorker Italienerviertel „Little Italy“ auf. Er litt an Asthma, und schon als kränkelnder Junge entdeckte er seine Liebe zum Film. Nach zwei Jahren in einem Priesterseminar entschied er sich für ein Studium der Filmwissenschaften und jobbte nebenher als Cutter und Regieassistent. Mit Steven Spielberg, Francis Ford Coppola und George Lucas baute er in den 70er Jahren das „New Hollywood“ auf.

„Hexenkessel“, eine Milieustudie über das harte Leben in den Straßen von New York, brachte Scorsese 1973 erstmals Lob von Kritikern ein. Zu diesem Zeitpunkt begann auch die enge Zusammenarbeit mit Robert De Niro, mit dem er 1976 „Taxi Driver“ drehte. Für das geniale Porträt eines verbitterten Vietnamkämpfers bekam Scorsese die „Goldene Palme“ in Cannes. „Taxi Driver“ erhielt vier Oscar-Nominierungen, darunter als bester Film, verlor aber gegen Sylvester Stallones „Rocky“ – eine Entscheidung, die Scorsese-Fans der Oscar-Akademie nie verziehen. Letztlich gingen auch die nominierten Robert De Niro und Jodie Foster leer aus.

Mit dem Boxer-Drama „Wie ein wilder Stier“ wurde Scorsese 1980 zum ersten Mal für einen Oscar als bester Regisseur nominiert, es folgten noch fünf weitere Nominierungen, für „Die letzte Versuchung Christi“, „Good Fellas“, „Gangs of New York“, „Aviator“ und schließlich „Departed – Unter Feinden“. Zwei Mal wurde Scorsese für ein Drehbuch nominiert („Good Fellas“ und „Zeit der Unschuld“). Die letzte Bruchlandung vor seinem so lange ersehnten Oscar-Triumph erlebte Scorsese 2005 mit „Aviator“, einem Film über den Flug- und Filmpionier Howard Hughes. Damals schnappte ihm Clint Eastwood mit „Million Dollar Baby“ den Regie-Oscar weg. Coppola frotzelte mal über seinen Kollegen, der sei so arbeitseifrig und aufs Geld aus, weil er eine große Familie und vier Ex-Ehefrauen unterhalten müsse. Scorsese hat drei Kinder und ist seit 1999 zum fünften Mal verheiratet. Seine Ehe mit Schauspielerin Isabella Rossellini hielt nur von 1979 bis 1983. Text: dpa/tbr

Wichtige Scorsese-Filme

1959: Vesuvius VI (Kurzfilm) 1967: Wer klopft denn da an meine Tür? 1972: Die Faust der Rebellen 1973: Hexenkessel 1974: Alice lebt hier nicht mehr 1976: Taxi Driver 1977: New York, New York 1980: Wie ein wilder Stier 1983: The King of Comedy

1986: Die Farbe des Geldes 1988: Die letzte Versuchung Christi 1990: Good Fellas – Drei Jahrzehnte in der Mafia 1991: Kap der Angst 1993: Zeit der Unschuld 1995: Casino 2002: Gangs of New York 2004: Aviator (The Aviator)

2006: Departed – Unter Feinden 2010: Shutter Island 2011: Hugo Cabret

 
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