Dosierte Härte plus gepflegte Langsamkeit plus mystische Düsternis ist gleich Doom Metal. Eine simple Gleichung mit wenig Interpretationsspielraum? Nicht zwingend. In seiner 13. Auflage zeigt das Hammer-of-Doom-Festival in der Posthalle deutlich mehr als sonst, dass mehr als nur ein paar Nuancierungen drin sind. Wenn sich das Gros der 1000 Fans sogar auf rasselnden Black Metal oder swingenden Hippie-Rock einlässt und nicht zum Bierstand flüchtet, dann hat der Veranstalter ziemlich viel richtig gemacht.
Bereits am Freitag staunen die meist gar nicht so jungen Doom-Jünger nicht schlecht. Zwischen klassischen Kapellen wie Apostle of Solitude und While Heaven Wept überrascht Eric Clayton mit schier opernhaftem Organ. Munter covert sich der Sänger der US-amerikanischen Gothic-Metal-Legende Saviour Machine durch die Rock-Historie: „Helter Skelter“ (Beatles), „Can I play with Madness“ (Iron Maiden), „I shall be released“ (Bob Dylan) – dank des tadellosen Baritons und der unaufgeregt exzellenten Band stets stimmig. Da haben's seine Landsleute, die Epic Doomer While Heaven Wept, gar nicht so leicht, Schritt zu halten. Ihre von gelegentlichen Härte-Spitzen aufgebrochenen, getragenen, wunderschönen Melodien sitzen handwerklich zwar, doch Sänger Rain Irving versucht sich eher gequält an lang gezogenen Vokalen und wuchtiger Tiefe.
Tag zwei ist ohnehin der spannendere. Die Puristen kommen schon ab Mittag auf die Kosten, feiern schließlich mit Sorcerer Ikonen der Szene ab. Die Schweden wirken, mit größerer Unterbrechung, schon seit 1988 und beackern, wenn es so etwas gibt, den Mainstream eines Nischen-Genres. Aber beeindruckend solide. Das ist Musik zum bedachten Headbangen. Traditionell, wie's der Doomer gern hat. Passend zur Kutte, zur Matte und zur geballten, emporgereckten Faust – Experimente braucht's da nicht.
Gibt's dann aber. Ein solches ist es nämlich allemal, eine Band als Co-Headliner zu präsentieren, die versteckt hinter Masken, Kapuzen und jeder Menge Nebel im Schein dutzender Kerzen eine schwarze Messe zelebriert: Batushka. Außer der gelegentlichen Getragenheit der Songs hat deren immer wieder auch harsch aufbrausender Black Metal nämlich wenig mit Doom am Hut. Entsprechend verdutzt schaut mancher Besucher aus der Wäsche, als die sich bewusst in Anonymität und Mysterium suhlenden Polen schamlos osteuropäische Sakralgesänge mit purer Blasphemie gegenüber der russisch-orthodoxen Kirche mischen. Was der Drummer und der Leadgitarrist – selbstverständlich namenlos – abreißen, ist derart gut, dass der Applaus trotz der ungewohnten Klänge von Stück zu Stück zunimmt.
Als Teufelszeug wurde in der Siebzigern auch das Schaffen von Coven gehandelt. Heute, 51 Jahre nach der ersten Band-Gründung, hat das psychedelische Schrammeln, das weder Swing-, Blues-, noch Pop-Zitate scheut, an Schrecken verloren. Unter die Haut geht die Stimme von „Hexe“ Esther Dawson aber immer noch.