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Würzburg
Schleiertänze gegen Chauvi-Mist:„Mata Hari Todesshow“
Das Theater am Neunerplatz zeigt ein Drama aus heimischer Produktion. Doch weder die historische Mata Hari noch ihre Darstellerinnenfigur werden dem Zuschauer nahe gebracht.
Joachim Fildhaut
 |  aktualisiert: 03.12.2019 11:06 Uhr

Am Donnerstag hatte die „Mata Hari Todesshow“ im Theater am Neunerplatz Uraufführung: In seinem neuen Stück spiegelt der Würzburger Autor Matthias Hahn das Leben der tanzenden Agentin Mata Hari in dem ihrer Bühnendarstellerin. Die „Todesshow“ ist ein Stück im Stück: Ein Theatermacher (gespielt von Matthias Hahn) hat ein biografisches Mata-Hari-Drama geschrieben, dessen Broadway-Produktion ein Mafioso finanziert. Die Titelrolle bekommt eine von dessen Prostituierten und Club-Tänzerinnen (in die sein Sohn verliebt ist). Das FBI will nun diese Stripperin Lydia den Mafiaboss ausspionieren lassen. Der wiederum will, dass Lydia die zuständige Kriminalerin aushorcht.

Das liest sich wie ein dicht gewebter Stoff, ist es aber nicht, auch wenn – wie sollte es anders sein? – eine „Beziehung“ zwischen Regisseur und Lydia noch hinzukommt, ebenso rund fünf Tanzeinlagen. Man kann all das in eindreiviertel Stunden (plus Pause) sehr zäh über die Bühne bringen, und Hahn tut das. Als Regisseur hat er freilich noch zwei Mitverantwortliche, an den Choreografien haben ebenfalls insgesamt drei Leute herumgebogen. Warum nur? Genützt hat es nichts.

Nicht jede unsinnige Handlungsmotivation hat automatisch Unterhaltungswert

Weder die historische Mata Hari noch ihre Darstellerinnenfigur werden dem geduldigen Zuschauer irgendwie näher gebracht. Das verhindert der ungebremste Chauvinismen-Strom, der vom Mafioso ausgeht und die anderen hinein- und hinunterzieht. Klar, dieser Boss ist nicht Hahns Sprachrohr, die Inszenierung macht sich sogar ein bisschen über ihn lustig. Sie macht es sich dabei aber viel zu leicht, weil der Text lediglich Klischees aneinanderreiht. Wer lacht schon gerne unter seinem Niveau?! Und Chauvi-Mist plus Klischees machen das Sechs-Personen-Stück ärgerlich und langweilig zugleich. Außerdem hat es Handlungs- und Motivationsfehler, die es gegen Ende aus den Angeln heben.

Umschifft wird nur die Klippe der Doppelmoral, die lauten könnte: Das Stück lässt sich mit gutem Willen als Anklage von Prostitution und Männerherrschaft betrachten, aber die erotischen Tänze zeigen für diese Absicht einfach zu viel nackte Haut und machen den Zuschauer zum sexistischen Mittäter. Je näher die „Mata Hari Todesshow“ ihrem schalen Ende zutreibt, desto angezogener bleibt Mascha Eckert. Parallel zu dieser interessanten dramaturgischen Linie verliert ihr Tanz allerdings leider seine letzte Energie.

Hahn ist bekannt für seine grotesken Edgar-Wallace-Adaptionen. Am Neunerplatz zeigt sich nun: Nicht jede unsinnige Handlungsmotivation hat automatisch Unterhaltungswert.

Auf dem Spielplan bis 5. Mai. Karten: (0931) 415 443, www.neunerplatz.de

 
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