
Das Leben kann so schön und leicht sein: Endlich wieder Scherenburgfestspiele, endlich wieder Publikum, und endlich sogar wieder Sonne pünktlich zur ersten Premiere dieser Spielzeit.
Coronabedingt knapp 200 nach Kultur Lechzende sind zugelassen im heuer tribünenlosen Innenhof und verfolgen vergnügt den vor fast 140 Jahren von den österreichischen Brüdern Frank und Paul von Schönthan verfassten Komödienklassiker "Der Raub der Sabinerinnen".

Von Regisseur Peter Cahn ins Gemünden zu Beginn des 20. Jahrhunderts verlegt, dreht sich die Handlung um die Uraufführung einer Römertragödie durch ein dubioses Wandertheater. Sie droht zum "Skandalstück" zu werden, bedroht aus heiterem Himmel die bürgerliche Existenz des Autors und seiner Familie.
Frau und Tochter aus dem Haus, kann Gymnasialprofessor Gollwitzer – souverän gespielt von Andreas van den Berg - seiner heimlichen Liebe zu den Brettern, die die Welt bedeuten, frönen und dem schlagfertigen Dienstmädchen Rosa (Julia Rüfer) aus seinem unter Verschluss gehaltenen "Jugendsünde"-Stück vorlesen.
Und plötzlich schneit ein Direktor herein
In ihrer Begeisterung berichtet die Perle dem unerwartet hereingeschneiten windigen Direktor eines gebeutelten Wandertheaters namens Striese (herrlich listig, beweglich, wortgewaltig sächselnd: Steffen Westenmeier) davon. Der wittert seine Chance auf ausverkaufte Vorstellungen und ködert den Professor mit einer "grandiosen Uraufführung" des Dramas aus der Feder eines anonym bleibenden Verfassers im Schützenhaus.
Aber selbstverständlich tauchen jede Menge Probleme auf: in Person des Weinhändlers Gross (Carsten Ceming), der auf der Suche nach seinem Sohn dem Professor vergessene Andenken an einen gemeinsamen Abend bringt; in Person der "Gnädigsten" (Gabriele Bayerschmidt als resolute, aber doch liebende Gattin), die bei ihrer verfrühten Heimkehr ominöse, ehegefährdende Bilder findet; schließlich während der als "mittlere Katastrophe" bezeichneten Generalprobe die Erkenntnis, dass des Professors Stück auf der Bühne so nicht funktioniert und wesentliche Änderungen erfordert. Zudem könnte die Autorenschaft des eitlen Ehrenmannes ans Licht gelangen.
Es kommt, was kommen muss: Die (fürs reale Publikum nicht sichtbare) Uraufführung geht voll in die Hose, vom Schützenhaus dringt Gelächter. Die Eheleute Gollwitz wollen nur noch eins: dem Spießrutenlauf in Gemünden entkommen.

So sehr sich das (Amateur-)Ensemble mit den weiteren Darstellern Katinka Zätzl als verliebte Tochter Paula Gollwitz, Florian Biemüller als selbstbewusster Nachwuchsschauspieler der Striese’schen Truppe und Sohn des Weinhändlers, sowie Dieter Schelbert als Feuerwehrmann ins Zeug legen: Für die besten Szenen sorgen allen voran Steffen Westenmeier und Andreas van den Berg. Sie sind ein hoch-amüsantes Duo.
Weitere Aufführungen, auch mit alternativer Besetzung, bis 14. August. Karten: online im Ticketshop unter scherenburgfestspiele.de oder per Telefon (0 93 51) 54 24 oder im Festspielbüro.