Seit sechs Jahren singen sie gemeinsam von Meer und Wind, Seemanns Lust und Leid, von Fern- und Heimweh und schippern damit auf einer beeindruckenden Erfolgswelle. Die schwappt auch in die ausverkaufte s.Oliver Arena und nimmt 3000 Fans mit auf eine bejubelte Fahrt hinein in „Das Auge des Sturms“: Dort weht manchmal eine sanfte Brise, meist aber tobt ein fetziger Orkan!
Weit über zwei Stunden schuften die Seebären aus dem hohen Norden instrumental und gesanglich im Akkord: Pause ist nicht, Gitarrenwechsel flutscht, das nächste Lied wird eingeklatscht, wenn?s vorherige noch nachhallt. Die vier Original-Santianos und ihre drei Begleitmusiker geben keine Ruhe, sondern ein mitreißendes, von rasantem Tempo und unbändiger Spielfreude getragenes Konzert. Die Shanty-Freunde toben sich mitsingend, klatschend und tanzend aus bei der gelungenen Mischung aus bekannten Gassenhauern wie „Blow Boys Blow“ oder „Gott muss ein Seemann sein“ und neuen Liedern voller Zuversicht und Mut wie „Ich bring dich heim“.
Das instrumentale Spektrum der Band ist überschaubar und wird von den Akteuren mit Feuereifer bedient und stürmisch in Szene gesetzt: zwei Gitarren, ein Bass, zwei Schlagzeugbatterien, gelegentlich ein Schifferklavier und eine Geige – und was für eine! Multiinstrumentalist Pete Sage beschränkt sich an diesem Abend auf das Saiteninstrument, scheint mit ihm verwachsen und gibt nicht nur bei den Anleihen aus dem Irish Folk den Ton an – verspielt, verträumt, verdammt gut! Seine intensiven Wettspiele mit der Gitarre von Dirk Schlag verraten feines Gespür für melodiöse Harmonie.
Schlag, seit geraumer Zeit mit von der Segelpartie, hat sich ganz nach vorne gespielt und hält auch beim „Duell“ mit Hans-Timm Hinrichsens Gitarre souverän stand. „Timsen“ macht neben guter Musik auch den Spaßvogel der Crew, gibt den Animateur und quirligen Bühnen-Fex. Er tut och mal Platt snacken und bringt die Reihen beim wiegenden „Land of Green“ zum gemütlichen Schunkeln.
Volle Kraft voraus geht Björn Both, der im rauen Küstenwind der Kopfhaare, aber nicht seiner kräftigen Kapitänsstimme verlustig gegangen ist. „Könnt ihr mich hören“ lässt er zu Beginn in den Saal donnern und nicht nur bei der Ballade vom „Liekedeeler“, die die Sage vom Seeräuber Klaus Störtebeker ins Gedächtnis ruft, ist er volltönend dabei. Den Tournee-Titelsong „Im Auge des Sturms“ teilt er mit einer berückenden weiblichen Stimme und beweist, dass er auch stille Töne beherrscht. Seinem engagierten und pointierten Aufruf zur Wachsamkeit, „dass die Freiheit nicht einfach geht“, lässt das vielstimmige Quartett, aus dem Axel Stosberg mit bemerkenswerter Gesangsqualität hervorsticht, ein stürmisches „Wir sind frei wie der Wind“ folgen.
Der imposante Bühnenaufbau, eine hervorragende Lichtregie und überraschende, feurige Effekte unterstreichen die professionelle Ausstrahlung der Show. Bei den üppigen Zugaben dürfen sich die Fans beim Refrain „Wasser überall, doch wir haben nichts zu trinken“ durstig singen. Auf dem für viele Besucher weiten Heimweg begleitet sie Santianos stimmungsvolles Abschiedslied „Die Sehnsucht ist mein Steuermann“. Dagegen kann kein Navi an!