(dpa/hele) Die Großen der Geschichte sind sein Thema ebenso wie die kleinen Dinge der Gegenwart. Rüdiger Safranski hat Biografien geschrieben über bedeutende deutsche Literaten. Als Philosoph und Schriftsteller widmet er sich den Fragen der Zeit. Sein Anspruch: Auch komplizierte Themen, sollen offen sein für Laien. Safranski ist der Mann, der Themen, die vermeintlich für Intellektuelle reserviert sind, für jedermann verständlich macht. Am Neujahrstag wird der in Rottweil geborene Denker 70 Jahre alt. „Ich möchte grundsätzliche Fragen berühren, ohne die Bodenhaftung zu verlieren“, sagt der in Badenweiler wohnende Schriftsteller. Sein nächstes Buch widmet sich in zwölf Kapiteln dem Thema „Zeit“. Es soll im Herbst erscheinen.
Sein erstes Buch hat er vor 30 Jahren auf den Markt gebracht. Es war ein Werk über den Schriftsteller E. T. A. Hoffmann. Seither hat sich Safranski einen Namen gemacht, indem er sich mit Personen der Geschichte auseinandersetzt. „Es sind Figuren, die nicht aktuell sind, aber trotzdem lebendig“, sagt Safranski. „Und sie werfen grundsätzliche Fragen auf, die bis hinein in die Gegenwart reichen.“
Als Philosoph im Fernsehen
Seine Biografien sind international bekannt und gerühmt. Safranski setzte sich mit den Philosophen Arthur Schopenhauer, Martin Heidegger und Friedrich Nietzsche auseinander. Und er widmete sich publikumswirksam den Dichterfürsten Friedrich Schiller und – zuletzt – Johann Wolfgang von Goethe. „Kunstwerk des Lebens“ ist die Goethe-Biografie betitelt. Sie zeigt Safranskis Arbeitsstil: Detailliert recherchiert, klar und verständlich geschildert, ordnet der Rüdiger Safranski das Leben des Dichters in die geistigen Strömungen seiner Zeit ein. Er holt das Genie auch mal vom Sockel. Den Leser freut's: Auch das Genie war nur ein Mensch . . . Safranski regt zum Nachdenken an, vernachlässigt dabei aber auch die Unterhaltung nicht.
„Ich arbeite im Wechsel. Nach einer Biografie kommt immer ein philosophisches Werk zu Grundsatzfragen“, sagte Safranski im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur. Beachtung fanden unter anderem sein Buch „Wieviel Wahrheit braucht der Mensch?“ sowie seine Werke zur Globalisierung und zur Freiheit. Mit dem Buch zum Thema Zeit will Safranski dieses Wirken nun fortsetzen.
„Er ist ein Freund und ein wichtiger Impulsgeber“, sagt der Karlsruher Philosoph Peter Sloterdijk über seinen Kollegen. Sloterdijk und Safranski haben zehneinhalb Jahre die ZDF-Sendung „Philosophisches Quartett“ moderiert. Beide wurden dadurch bekannt.
„Es ist wichtig, dass ich als Schriftsteller nicht nur am Schreibtisch sitze“, sagt Safranski. „Ich muss auch raus an die Rampe und unter die Leute. Das ist elementar, weil man sonst ins Leere hinein schreibt und denkt.“ Leser bekämen so ein Gesicht, geben Anregungen. Deshalb hält Safranski Vorträge und stellt sich Diskussionen. Und lehrt an der Freien Universität (FU) Berlin. Dort hat er in den 1970er Jahren Literaturwissenschaft studiert.
Sein Geburtstag fällt mit dem Jahreswechsel zusammen: „Als kleiner Junge dachte ich, es wird wegen mir geböllert.“ Besonders gefeiert wird nicht. Literarisch will Safranski aktiv bleiben. „Ich gehe nicht aufs Altenteil“, sagt er. „Ich schreibe und arbeite so lange, wie es meine Kräfte zulassen.“