Endlich kann Musik wieder live auf der Bühne erlebt werden – zumindest in gewissem Maße. Die Würzburger Posthalle ist zurzeit für solche Zwecke mit Stehtischen und Stühlen in sicherem Abstand ausgestattet. Aber es gibt Schlimmeres, als Ron Spielman und Band brav vom Platz aus zu genießen. Auch, wenn eigentlich die Tanzbeine jucken.
Allem Anschein nach hat nicht nur dem Publikum die Live-Musik gefehlt. Obwohl in der Posthalle gerade mal um die 50 Leute versammelt sind, gibt die Band alles – in der aktuellen Besetzung sind es Yasmin Hadisubrata an den Keys, Thomas Stieger am Bass und Julian Külpmann an den Drums. Mit dem aus Schweinfurt stammenden, in Berlin lebenden Gitarristen, Sänger und Songschreiber Ron Spielman, der mit seinen zwölf Alben seit nunmehr 20 Jahren über die Bühnen der Welt rockt und dabei schon Größen wie Beth Hart, Bootsy Collins, Stevie Wonder oder Tommy Emmanuel begleitete, entsteht ein Quartett, dessen Auftritt ebenso wohltuend und erfrischend wie ein Saunagang mit kalter Dusche ist.
An Nuancenreichtum und Dynamik ist das Konzert nicht zu überbieten
Die Mischung aus Singer/Songwriter, Blues, Jazz, Fusion und Rock möchte man eigentlich gar nicht mit Pop in Verbindung bringen, auch, wenn sie manchmal glatt gebügelt und fein herausgeputzt wirkt. Aber hinter jedem Song steckt mehr. Ron Spielman und seine Band sind ebenso fantasievoll wie vielseitig. An Nuancenreichtum und Dynamik ist das Konzert nicht zu überbieten. Ein cleverer Spannungsbogen zieht sich durch den Abend, der von flüsternden Songs über faszinierende Klangexperimente zu regelrechten Soundexplosionen führt. Wirklich alles sitzt perfekt, sogar die Frisuren.
Viel sagt Ron Spielman an diesem Abend nicht, er lässt eher die Musik für sich sprechen. Nur so viel: "Da müssen wir jetzt durch, aber wir sind auch alle nur Menschen. Ich hoffe, ihr habt heute Abend Spaß!" Dieser Abend beweist, dass Live-Musik aus dem Leben nicht wegzudenken ist und auch in Zeiten wie diesen niemals untergehen wird. Und da man ja mit genügend Abstand auch die Maske abnehmen darf, kann man für knappe zwei Stunden ein bisschen vergessen, warum dieses Konzert eher etwas gemütlicher ausgefallen ist.