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WÜRZBURG
"Rock meets Classic": Wenn sich Rockmusik mit Klassik vermählt
Höhepunkt des Abends: Hooters-Sänger Eric Bazilian (vorne Mitte) mit Band und Orchester in der Würzburger s.Oliver Arena.
Foto: chris weiss | Höhepunkt des Abends: Hooters-Sänger Eric Bazilian (vorne Mitte) mit Band und Orchester in der Würzburger s.Oliver Arena.
Von unserem Redaktionsmitglied Markus Rill
 |  aktualisiert: 11.03.2013 23:59 Uhr

„Rock Meets Classic“ – der Titel des Abends erweckt Argwohn, lässt er sich doch grammatikalisch bestenfalls zweifelhaft als „Rock trifft klassisch“ übersetzen. Aber gut, mit klassischer Musik hat die Veranstaltungsreihe auch nichts zu tun. Stattdessen singen Rockmusiker in der Blüte ihrer Jahre, darunter veritable Legenden wie Free- und Bad-Company-Sänger Paul Rodgers, ihre Hits, unterstützt von einer Rockband und einem 43-köpfigen Orchester.

Das lockte 2600 Besucher – kaum einer von ihnen jünger als die Songs aus den 70er und 80er Jahren – in die Würzburger s.Oliver Arena und riss sie zu Begeisterungsstürmen hin. Die Begeisterung war zuweilen durchaus angebracht. Zunächst jedoch irritierten die aufdringliche Präsentation eines Radiosenders und der Auftritt von Chris Thompson. Mit ungewohnt brüchiger Stimme kämpfte sich der 65-Jährige mühevoll durch unverwüstliche Hits von Manfred Mann's Earth Band wie „Davey's on the Road again“ oder „For you“.

Eric Bazilian sang auf Deutsch

Ihm folgte Steve Augeri, der wahrscheinlich am wenigsten bekannte Sänger im Aufgebot. Zehn Jahre lang war er Ersatzmann von Gründungsmitglied Steve Perry bei Journey. Die Mainstream-Rock-Hymnen der US-Band („Wheel in the Sky“) eignen sich hervorragend für eine Orchester-Instrumentation, und der 54-Jährige war blendend bei Stimme – damit brachte er das Publikum zum ersten Mal auf die Beine.

Eric Bazilian, Kopf der Hooters und Hit-Lieferant für andere, sorgte noch vor der Pause für den Höhepunkt des Abends. Dem Multi-Instrumentalisten genügte es nicht, seine Erfolgstitel um Geigenkleister erweitert abzusingen. Stattdessen entschlackte er „All you Zombies“ vom Reggae-Rhythmus und machte daraus einen herzhaften Rocker, gewährte dem jungen Bratschisten des Bohemian Symphony Orchestra aus Prag bei „Johnny B.“ ein schönes Intro und spielte selbst Mandoline, Gitarre, Bouzouki und Blockflöte.

Zudem überraschte er das Publikum mit einer deutsch gesungenen Strophe seines für Joan Osborne geschriebenen Hits „One of us“. Erfrischender machte kein anderer Künstler von den Möglichkeiten der Besetzung Gebrauch. Nach der Pause erklärte Chris Thompson, warum er an diesem Abend indisponiert war (wörtlich: „I am Shit“): Er war schwer – und unüberhörbar – erkältet. Bei „Mighty Quinn“ überließ er dem Publikum den Refrain.

Bonnie Tyler hatte keine Erklärung, kam aber dank reichlicher Unterstützung von Band, Chor, Orchester und voluminöser Kompositionen wie „Total Eclipse of the Heart“ über die Runden. Beim Eurovision Song Contest in wenigen Wochen wird sie ein Comeback versuchen. Noch voll im Saft steht Paul Rodgers, nicht weniger als der Prototyp des britischen Rocksängers. Der agile 63-Jährige lieferte seine schweren Kracher wie „Wishing Well“ und „Can't get enough of your Love“ mit Verve ab. Doch es zeigte sich, dass diese Songs ohne Pomp stärker sind. Um die Grundierung im Blues zu unterstreichen, blies Rodgers sogar ein Mundharmonika-Solo.

Fotoserie

Einerlei: Bei „All right now“ kamen Bazilian, Augeri, und Tyler zurück auf die Bühne – Thompson lag vermutlich schon bei Kamillentee im Hotelbett –, Band und Orchester rockten, und fürs Publikum war in diesem Moment tatsächlich alles bestens.

 
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