Bombast pur. Als nach drei Stunden orchestralem Rockgewitter bei „Smoke on the Water“ Flammen hoch in die Luft lodern, reißt es auch den letzten Besucher in der mit 2800 Besuchern gefüllten Würzburger s.Oliver Arena von den Sitzen. Der Deep-Purple-Klassiker, gesungen von Ian Gillan, dem Originalinterpreten, mit Unterstützung der anderen vier Stars von „Rock Meets Classic“, Jimi Jamison (Survivor), Chris Thompson (Manfred Mann's Earthband), Steve Lukather (Toto) und Robin Beck, setzt den Schlusspunkt eines furiosen Abends.
Eine Handvoll Rock-Sänger aus der guten, alten Zeit, ein paar Streicher und eine Band, die stimmige Arrangements für die Hits der alten Größen basteln – Ergebnis sind Konzerte, die Tausende von Musikfans erreichen, die in dieser Menge wohl nicht zu Solo-Auftritten der Oldies kämen.
Es wird nicht gekleckert, es wird geklotzt. Rund 40 Musiker des Bohemian Symphony Orchestra Prague unter der Leitung von Bernard Fabunjan stehen auf der Bühne, dazu ein Backing-Chor sowie die Mat Sinner Band mit dem Deutsch-Hardrock-Altmeister persönlich am Bass. Wenn dann auch noch der Sound passt, so wie in der nicht einfach zu beschallenden s.Oliver Arena, ist das eine runde Sache.
Jimi Jamison singt die beliebtesten Stücke seiner ehemaligen Band Survivor, darunter die „Rocky“-Klassiker „Eye of the Tiger“ und „Burning Heart“. Der 60-Jährige zeigt sich erstaunlich gut bei Stimme und sorgt für die ersten echten Beifallsbekundungen jenseits von artigem Klatschen. 1988 gilt als das Jahr von Robin Beck. Die Amerikanerin war mit „First Time“ in aller Ohren, der dazugehörige Coca-Cola-Spot flimmerte über alle Bildschirme. Dass sie ihre Karriere ausschließlich aus diesem Erfolg speist, scheint der 57-Jährigen ebenso wenig auszumachen wie der Zahn der Zeit – Robin Beck macht immer noch eine gute Figur.
Ein alter Haudegen ist Chris Thompson, unermüdlich auf Tour und immer noch mit einer brillanten Stimme gesegnet. Der Brite punktet mit alten Earthband-Klassikern wie „Blinded by the Light“ oder „Davy's on the Road again“ und mit seinem Hit „The Voice“, den einst der Australier John Farnham zum Welterfolg machte. Da stehen die Besucher zum ersten Mal von ihren Sitzplätzen auf und rocken eifrig mit.
Die zweite Runde wird mit Totos Instrumental „Child's Anthem“ eingeläutet. Dann steht Steve Lukather auf der Bühne. Der Toto-Gitarrist zeigt, was ein Saitenhexer ist, überzeugt aber auch mit seiner Stimme. Bei „Hold the Line“ wird eifrig mitgeklatscht. Den Abschluss gestaltet Ian Gillan, ein Gentleman des Hardrock. Der 66-Jährige ist längst nicht mehr der Derwisch mit kraftvollem Organ, wie er es in den 70ern und 80ern war. Die Leidenschaft zum Musikmachen hat er aber immer noch und bringt das bei Knallern wie „Highway Star“ oder „Perfect Strangers“ auch glaubwürdig rüber.