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WÜRZBURG
Rock meets Classic: Alice Cooper trifft auf Beethoven
Rocker vor Sinfonieorchester: Alice Cooper bei „Rock meets Classic“ in Würzburg..
Foto: Silvia Gralla | Rocker vor Sinfonieorchester: Alice Cooper bei „Rock meets Classic“ in Würzburg..
Michi Bauer
 |  aktualisiert: 16.03.2014 17:04 Uhr

Matthias Lasch macht seinem Nachnamen keine Ehre. Und das ist gut so. Der Mann macht seit 1982 Musik und ist besser bekannt als Mat Sinner. Was er anpackt, läuft: Sinner, Mat Sinner Band, Primal Fear, Voodoo Circle – alles Metal-Bands unter seiner Regie, parallel wohlgemerkt. Weil das aber offenbar noch nicht genug ist, stellt der Bassist und Sänger seit fünf Jahren auch noch „Rock meets Classic” auf die Beine. Rock-Legenden touren mit einem klassischen Orchester. „Jedes Projekt, das ich mache, bekommt 100 Prozent Fokus”, sagt Sinner. Auch die Ausgabe 2014 ist alles andere als ein Rock-Rentner-Ausverkauf. Headliner ist Alice Cooper. Und spätestens bei „School's out” wackeln auch in der ausverkauften (bestuhlten) Würzburger s.Oliver Arena die Wände.

Wie einst auf der Schulparty

Bereuen muss keiner der 3000 Zuschauer sein Kommen. Den Auftakt macht Midge Ure. Der Ultravox-Sänger hat nichts an Charisma in seiner Stimme eingebüßt, „Hymn” und „Vienna” faszinieren so hypnotisch wie in den Achtzigern, und bei „Breathe” kommt Ure noch immer in schwindelerregende Höhen. Vor allem Frauen stehen bei „Dancing wich Tears in my Eyes” erstmals auf und wagen ein Tänzchen. „Was für ein fantastischer Auftakt”: Auch Sinner scheint hin und weg.

„I surrender”. Mit diesem Brett, das früher auf keiner Schulparty gefehlt hat, kommt Joe Lynn Turner auf die Bühne. Wer fragt sich nicht: „Ist das eine Perücke?” Der Junge hat 62 Lenze auf dem Buckel und immer noch glänzt seine Mähne pechschwarz wie um 1980 herum, als er sich für ein paar Jahre Rainbow angeschlossen hatte. Optisch ist das inzwischen eher eine Karikatur – aber was für eine Stimme! Auch seinem Deep-Purple-Jahr (1990) widmet Turner Aufmerksamkeit („Love conquers all”), ehe er mit „Since you've been gone” alle, aber wirklich alle von den Sitzen holt.

Dann darf das Bohemian Symphonie Orchester zeigen, was es drauf hat. Schade, dass der musikalische Leiter Martin Sanda die Musikerinnen und Musiker mit dem „Pirates of the Caribean“-Theme und einem Happen von Beethovens Neunter nicht wirklich von ausgetretenen Pfaden wegführt. Trotzdem: Die jungen Damen und Herren, alle rockig schwarz gekleidet, zeigen große Spielfreude und auch, dass sie mehr können als nur den Klangteppich für Rockstars auszurollen. Die ganzen zweieinhalb Stunden schaffen sie es, dass das nicht ein bisschen Klassik hier und ein bisschen Rock dort ist, sondern eine gelungene Symbiose.

Die Einzige, die das nicht immer hinkriegt, ist Kim Wilde. Natürlich sind „You came”, „Keep me hanging on” oder „Kids in America” gern gehörte Gassenhauer. Ins sinfonische Gewand passt freilich nur „Cambodia”, wo sich endlich auch der illustre Chor um Sinner-Weggefährte Ralf Scheepers mächtig ins Zeug legt.

Nach einer kleinen Pause bekommt auch die Mat-Sinner-Band, seit fünf Jahren bei „Rock meets Classic” für die härteren Töne verantwortlich, Gelegenheit, auf den Putz zu hauen. Ans „Another Brick in the Wall”-Solo sollten sich nicht allzu viele wagen, Gitarrist Oli Hartmann bekommt's super hin. Und dann Augen auf, meine Damen: Einer der beiden ergrauten Langhaarigen, die jetzt nach vorn stürmen, trägt – ja, knallrote Cowboystiefel: Es ist Bernie Shaw, der wie immer hippelige und launige Sänger der legendären britischen Pro-Hardrocker Uriah Heep. „Free me” – und es zieht Flower-Power-Geist durch die Halle. Dazu der stets coole Heep-Gründer Mick Box an der Gitarre – geschenkt, dass das unvermeidliche „Lady in Black” kommt. Aber irgendwie ist es halt doch schön, minutenlang das „Aaaaaaahhhhhaaaaahhhhh . . . zu schmettern.

Diesmal ohne Theaterblut

Weniger zum Schmusen hat Alice Cooper im Gepäck. Der Meister des Schock-Rocks hat Henkersbeil und Theaterblut zu Hause gelassen. Der rot-schwarze Frack muss es aber dennoch sein. „House of Fire”, „No more Mr. Niceguy”, „Welcome to my Nightmare” oder „Poison” – ein feines Best-of-Set des Maestros, der schon voriges Jahr in Wacken, dem Mekka der Heavy-Metal-Fans, demonstriert hatte, dass er noch längst nicht zum alten Eisen gehört. Leider darf seine Ausnahmegitarristin Orianthi nur phasenweise beweisen, dass sie nicht nur gut aussieht. Erst im sensationellen Zugabenteil um ein nicht enden wollendes „School's out” bekommt die 29-Jährige, die schon Eric Clapton, Michael Jackson, Steve Vai , Prince und ZZ Top begleiten durfte, Raum für zwei giftige Soli.

Und Vincent Damon Furnier alias Alice Cooper holt sich alle noch einmal an die Seite. Die Geigerinnen wedeln begeistert mit ihren Bögen, Sinner und Co. werfen riesige Bälle in die längst nur noch stehende Menge. Die will gar nicht heim. Für einen Moment ist es noch mal wie früher, als der eine oder andere Uriah Heep, Kim Wilde, Ultravox, Rainbow oder Alice Cooper live gesehen hat, als die noch Stammgäste in den Charts waren. Aber 2015 geht es ja vermutlich in die sechste Runde mit „Rock meets Classic”.

 
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