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NÜRNBERG
Rock im Park: Das Hohelied des Hardrock
Metallica, Motörhead, Marilyn Manson: So hart rockten sie im Park lange nicht mehr. Und der in allen Spielarten servierte Hardrock kommt an: 76.000 beim Nürnberger Zwilling von Rock am Ring, das Zeppelinfeld auf jedem Quadratzentimeter gefüllt - das gab's so ähnlich zuletzt 2008, ebenfalls mit Metallica und den ...
Massenbewegung: Beim Auftritt von Metallica gab's erwartungsgemäß den mit Abstand größten Andrang vor der Hauptbühne.
Foto: Chris Weiss, Hans Will | Massenbewegung: Beim Auftritt von Metallica gab's erwartungsgemäß den mit Abstand größten Andrang vor der Hauptbühne.
Von unserem Redaktionsmitglied Michael Bauer
 |  aktualisiert: 03.06.2012 20:51 Uhr

Aber erstmal stopp: Wann gab's mal so etwas wie Skrillex? Hand hoch: Wer kennt Skrillex? Vorausgesetzt, man ist unter 25, offenbar eine ganze Menge. Es läuft schon der frühe Samstagmorgen, als der schmalbrüstige Bengel mit Nerd-Brille ganz allein die Bühne der Alternastage füllt. Und die Wiese davor auch. Electro-Beats stampfen durch die immer frostiger werdende Nacht, die Menge tanzt sich warm. Okay, man merkt schon, dass der schräge Vogel nicht ganz umsonst für fünf Grammys nominiert war – der kann was. Aber als „Late Night Special“ auf einem Rock-Festival? Warum eigentlich nicht. Gitarren lärmen eh genug. Schon am Freitag.

Hollywoodschauspieler Jack Black fetzt mit seiner Band Tenacious D. Rock 'n' Roll vom Feinsten runter, bei Halestorm passt die rotzige Stimme von Lizzy Hale hervorragend zu ihren schlanken nackten Beinen, Mastodon singen das Hohelied auf alte Deep-Purple- und Led-Zeppelin-Tage. Und dann natürlich die Herren Hetfield, Ulrich & Co. Klar, kaum einer, der nicht wegen Metallica da ist. Zwei Stunden Zeitreise durch die Geschichte der Metal-Ikonen. Nicht ohne Längen, nicht ohne Sangesschwächen – aber das Feuerwerk vor und die Lasershow bei „One“ macht ihnen so schnell keiner nach.

Fotoserie


Solchen Kultstatus genießen – zumindest hierzulande – auch die Toten Hosen. Zufall, dass ihr Auftritt als Krönung des Samstags dem von Metallica ähnelt? Auch Andreas Frege, besser bekannt als Campino, schmettert mal ein falsches Tönchen, übertreibt's mit seiner Fortuna-Düsseldorf-Euphorie: „Dieser Song ist für euch, wenn wir hier in eurem Stadion drei Punkte mitnehmen.“

Aber mal ehrlich: „Bonnie & Clyde“, „Liebesspieler“, „Alex“, „Tage wie diese“ – wer da nicht abgeht, ist selber schuld. Aufgewärmt ist das Punk-affine Publikum der Centerstage ja: Die irisch-amerikanischen Hardcore-Folker Dropkick Murphys und The Offspring rollen den Teppich, den Dick Brave noch eingewickelt gelassen hatte, bestens für die Hosen aus. Der Samstag ist ein drolliger Tag. An keinem anderen sind die Genre-Grenzen so mit dem Lineal gezogen zwischen den drei Bühnen. Punkiges auf der Centerstage, Jugendliches auf der Alternastage, Brachiales in der Halle, auf der Clubstage. As I Lay Dying donnern ihren Metalcore heftig unters Hallendach, die Massen, ja, wirklich unglaublichen Massen toben sich aus wie bei keiner anderen Band des Wochenendes.

Beginner mit Jan Delay

Wall of Death und Circle-Pits ohne Ende: Das ist, wenn viele junge Männer und auch ein paar Frauen wie wild aufeinander losgehen und sich, falls gefallen, auch wieder aufheben – also tanzen, quasi. Wem das zu anstrengend ist, der bleibt draußen, wo sich nach zwei Stunden Tote Hosen erstaunlich viele erst Beginner mit Jan Delay und dann Deichkind reinziehen – und, absolut: Handgemachter Hip-Hop hat durchaus was zu suchen mitten drin im Rockigen.

Nichts zu suchen hat freilich der Regen auf dem Gelände. Doch am Sonntag kommt er. Vertreiben kann er den Spaß aber nicht. Dafür sorgt schon ein feines Programm. Gossip mit der unnachahmlichen Wuchtbrumme Beth Ditto, Soundgarden erstmals wieder in Originalbesetzung, Linkin Park – wow! Und nebenan das Who's Who des Metal: Anthrax, Machine Head, Evanescence, Motörhead und als Rausschmeißer Marilyn Manson – ein Hammer-Paket mit einem bunten Schleifchen drum rum: Steel Panther liefern nachmittags einen Rückblick in die Achtziger, als Metal noch kreischig, bunt und haarig war.

Das Festival sei völlig ohne größere Probleme abgelaufen, bilanzierte Peter Pracht, Chef der in Würzburg ansässigen und für Rock im Park verantwortlichen Agentur „Argo“. Mit den 76 000 Besuchern sei man allerdings am für das Gelände in Nürnberg äußersten Limit angekommen. Verhandlungen mit Bands für 2013 liefen bereits, so Pracht weiter, schon in den nächsten zwei, drei Wochen sei mit den ersten Namen zu rechnen.

Musizierende Mimen: Einen grandiosen Auftritt lieferten Tenacious D. ab, angeführt von den beiden auch als Schauspieler tätigen Kyle Gass (links) und Jack Black (rechts, „High Fidelity“, „Schwer verliebt“, „King Kong, „School of Rock“).
| Musizierende Mimen: Einen grandiosen Auftritt lieferten Tenacious D. ab, angeführt von den beiden auch als Schauspieler tätigen Kyle Gass (links) und Jack Black (rechts, „High Fidelity“, „Schwer ...
„Tage wie diese“: Tote-Hosen-Sänger Campino weist den Weg.
| „Tage wie diese“: Tote-Hosen-Sänger Campino weist den Weg.
Daniel, 16, aus Volkach.
Foto: MIB | Daniel, 16, aus Volkach.
 
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