Das Lachen ist schön, es befreit und rettet uns so. Dieser Devise hat sich der italienische Starkomiker Roberto Benigni bereits von klein auf verschrieben. Und mit einem ebenso heiklen wie erfolgreichen Film bewies der zierliche Mann aus der Toskana, dass es geht: In „Das Leben ist schön“ gerät ein Komödiant in ein KZ, eine bewegende Fabel und Gratwanderung. Von manchen als zu gewagt gesehen oder als „KZ-Komödie“ über ein Todeslager angeprangert, bestand der geniale Benigni auch diese Probe. „La Vita e bella“ von 1997 wurde mit Preisen und Lob überschüttet. Die Tragikomödie ist Höhepunkt im Schaffen des wortgewandten und agilen Künstlers, der an diesem Samstag, 27. Oktober, 60 Jahre alt wird und aus Italiens Kulturleben nicht mehr wegzudenken ist.
Der Regisseur, TV- und Filmschauspieler, Entertainer und Oscarpreisträger stammt aus einem toskanischen Dorf mit dem schönen Namen Manciano la Misericordia. Der Sohn armer Eltern hielt es in einem Priesterseminar der Jesuiten nicht lange aus, übte sich viel lieber schon als Jugendlicher im Improvisationstheater – um das Stegreifdichten in seiner Karriere zu höchster Kunst zu führen. Als geschätzter Komiker auf Italiens Bühnen und im Fernsehen nutzte er vor allem den früheren Regierungschef Silvio Berlusconi als Zielscheibe für immer von Gelächter begleitete Wortspiele. Das ging in etwa so: „Ich bin gekommen, über die Jungfrau Maria zu sprechen, Berlusconis Mutter.“
Reden über sexuelle Ausschweifungen
Nach ersten Erfahrungen mit dem Theater in Rom kam die Karriere des Schauspielers und später auch Regisseurs in Fahrt. Benigni spielte in Giuseppe Bertoluccis „Berlinguer ti voglio bene“ (1977), in Bernardo Bertoluccis „La Luna“ (1979) und in Marco Ferreris „Mein Asyl“ (1979) mit, ehe er mit „Tu mi turbi“ 1983 seinen ersten Film selbst drehte (siehe graue Infobox). Von Anfang an war meist auch Ehefrau Nicoletta Braschi mit von der Partie. Auch wenn er öfter Regie führte – der an der Commedia dell'Arte geschulte Künstler zeigte immer wieder sein komisches Talent. So in drei Filmen des US-Regisseurs Jim Jarmusch, in dessen „Night on Earth“ er als Taxifahrer einen Priester mit Reden über sexuelle Ausschweifungen zum Infarkt treibt.
Der größte Triumph des redegewandten und aufgeregt agierenden Mannes sollte – zumindest im Film – „Das Leben ist schön“ bleiben. Was wie eine Komödie beginnt, endet im KZ tödlich. „Manchmal können nur Clowns über solche Tragödien sprechen, ich mache keine Späße über den Holocaust“, sagte er der „Thüringer Allgemeinen Zeitung“ damals über seinen Geniestreich, den die Berlinale nicht zu zeigen wagte. Das Echo war von Cannes bis Hollywood überwältigend. Der Streifen bekam die Oscars für die beste Musik eines Dramas und den besten fremdsprachigen Film, außerdem wurde Benigni als bester Hauptdarsteller ausgezeichnet, nominiert war der Streifen zudem in den Kategorien Regie, Schnitt, Drehbuch und bester Film.
„Ein Komiker ist nicht nur jemand, der zum Lachen bringt, sondern auch einer, der ein Wagnis eingeht“, sagte er 2006 der „Zeit“. Zum Beispiel werden in seinem Film „Der Tiger und der Schnee“ ständig Gedichte zitiert, er wagt sich auch an eine Neuverfilmung von „Pinocchio“ heran. Derweil hat Benigni seinen Ruf als Dante-Spezialist nicht nur in Italien ausgebaut. Mit intensivem Blick und den typisch italienischen Gesten brachte er Millionen in seinem Programm „Tutto Dante“ die „Göttliche Komödie“ nahe, ironische Schlenker zur Neuzeit eingeschlossen. Drama und Poesie hat Benigni in den Adern.
Berlusconi trat im November 2011 ab. Da hatte auch der toskanische Großmeister des Stegreifs schon deutlich gemacht, dass seine Seitenhiebe auf ihn inzwischen etwas abgenutzt waren. In jüngster Zeit fiel dafür ein Schlagabtausch mit einem anderen Komiker auf – auch der war politischer Natur. Benigni setzte sich kritisch mit dem Kollegen Beppe Grillo auseinander, der mit populistischen und anti-europäischen Parolen Politik macht. Für Benigni ist es Pflicht des Komikers, den Mund aufzumachen. Er kann vermutlich gar nicht anders. Foto: dpa/tbr
Filme von und mit Roberto Benigni
1976: Onda libera – Televacca, italienische TV-Serie 1977: Berlinguer ti voglio bene, Regie: Giuseppe Bertolucci
1978: Die Liebe einer Frau, Regie: Constantin Costa-Gavras
1979: La Luna, Regie: Bernardo Bertolucci
1980: Tele Vaticano – Das Auge des Papstes, Regie: Renzo Arbore
1983: Tu mi turbi, Regie: Roberto Benigni
1984: Die Lucky Boys, Regie: Massimo Troisi, Roberto Benigni
1986: Down by Law, Regie: Jim Jarmusch
1988: Ein himmlischer Teufel, Regie: Roberto Benigni
1990: Die Stimme des Mondes, Regie: Federico Fellini
1991: Zahnstocher Johnny, Regie: Roberto Benigni
1992: Night on Earth, Regie: Jim Jarmusch
1993: Der Sohn des rosaroten Panthers, Regie: Blake Edwards
1994: Das Monster, Regie: Roberto Benigni
1997: Das Leben ist schön, Regie: Roberto Benigni
1999: Asterix und Obelix gegen Caesar, Regie: Claude Zidi
2002: Pinocchio, Regie: Roberto Benigni
2005: Der Tiger und der Schnee, Regie: Roberto Benigni
2012: To Rome with Love, Regie: Woody Allen