Geboren wurde er 1948 als Sohn eines kriegsversehrten Postlers im oberbayerischen Bad Reichenhall. Studiert hat er Medizin in Würzburg und Kiel, in Garmisch-Partenkirchen hat er als Oberarzt der Kardiologie Menschen behandelt, bevor er vor genau 25 Jahren den Arztkittel an den Nagel hängte, um nur noch eine der schillerndsten Bühnenfiguren Deutschlands zu sein: Georg Ringsgwandl ist schräg, schrill, mitunter schockierend, aber eines sicher nicht – angepasst. Im Theater der Stadt Schweinfurt gastiert das Münchner Lustspielhaus mit Ringsgwandls „Stubenoper“ „Der varreckte Hof“. Ein Mordsspaß, wie der Künstler im Gespräch verrät.
Georg Ringsgwandl: Das hat mir damals schon als kleiner Bub ziemlich gut gefallen, dass ich bei den Kaffeekränzchen fürstlich entlohnt worden bin. Wir sprechen hier ja von den Jahren 1956 und 1957. Ich hab damals fünf Mark für den Auftritt bekommen, dazu noch Wiener Würstel und eine Limo, was es beides zu Hause nicht so oft gab.
Ringsgwandl: Ja, das Geschäft kann natürlich auch mal in die andere Richtung ausschlagen. Die Auftritte der ersten Beat-Bands, bei denen ich mitgemacht habe, haben öfter vor leerem Saal stattgefunden.
Ringsgwandl: Naja, das hab ich ja nicht so ernst genommen, weil damals jeder Paul McCartney oder Mick Jagger sein wollte oder „The Who“. Das war die allgemeine Krankheit meiner Generation, jeder hat davon geträumt, mit einer Beat-Band berühmt zu werden. Die meisten haben sich später in die Vernunft des Berufslebens zurückgezogen. Ich hab halt immer weitergemacht und Songs geschrieben, und irgendwann hat sich das dann – ziemlich spät – zum Beruf entwickelt.
Ringsgwandl: Ich hab damals zur ersten Besatzung des Studentenwohnheims in Grombühl im Herbst '68 gehört. Und ich kann mich noch an die schönen Sommerabende oben am Schützenhof erinnern, wo man dann diesen toxischen Erdbeerwein gesoffen hat. Das war damals der Hit gewesen, so eine Art Erdbeerbowle mit richtigen Erdbeeren drin, mit einem nicht definierten Alkoholgehalt. Das ist immer ausgeartet. Studententarif und alles in großen Mengen – war immer schön gewesen.
Ringsgwandl: (lacht) Nein, gib's noch nicht. Es gibt zwar inzwischen eine schwäbische Fassung davon. . .
Ringsgwandl: Naja, im Sommer hat eine schwäbische Theatertruppe das Stück für sich erarbeitet, mit großem Erfolg. Das Stück war schon bei den Festspielen in Wunsiedel zu sehen, also in Nordfranken, und ist dort problemlos verstanden worden. Und die Franken sind ja von den Bayern gar nicht so weit entfernt, also die verstehen das problemlos.
Ringsgwandl: Ich habe das Stück jetzt in zwölf Inszenierungen gesehen. Wien, Zürich Linz, München und zahlreiche andere Orte. Es ist ja so, dass der Autor immer etwas bibbert, aber das Schöne am Theater ist, dass jedes Ensemble mit der Geschichte anders umgeht. Jede Inszenierung ist wie eine Art Wundertüte, man entdeckt Sachen, die einem beim Schreiben so gar nicht aufgefallen sind. Plötzlich funktioniert eine Pointe, die ich so gar nicht beabsichtigt hatte oder eine, bei der ich sicher war, dass sie klappt, funktioniert nicht.
Ringsgwandl: Ich hab am Anfang immer gemeint, ich müsse dazwischenquatschen. Das habe ich mir inzwischen komplett abgewöhnt, weil ich sehe, dass es auch ohne geht. Die Münchner Inszenierung hat Wahnsinns-Kritiken bekommen, deshalb hab' ich mir gesagt, lass das. Man kann nicht mehr erwarten, als dass die Presse gut und der Laden wochenlang ausverkauft ist.
Ringsgwandl: Das trifft es an sich ganz gut. Es ist der Titel eines Songs, den ich vor Jahren geschrieben habe. Und es ist immer noch so, dass ich mich ab und zu selbst frage, ob ich ein kompletter Trottel oder doch besonders pfiffig bin. Das ist schwer zu beantworten. Aber ich habe aufgehört, mir darüber tiefere Gedanken zu machen.
Ringsgwandl: Das hab ich mir schon ein paar Mal überlegt. Die Oberpfalz wäre wirklich ein schöner Rückzugsort. Die Leut' haben so eine ruhige, langsame Art und eine gnädige Geisteshaltung dort.
Ringsgwandl: Stimmt. Die Franken haben eine mildere oder menschlichere Art als die Bayern. Die Bayern meiner Generation sind eine gröbere Sorte. Wir können zum Teil sehr derb sein, hart. Die Franken haben etwas primär Versöhnliches an sich, das ist mir damals in Würzburg schon aufgefallen. Das versöhnliche, verträglichere Element, das musste ich erst ein bissl lernen.
Ringsgwandl: Wenn ich die Wahl hab, einen guten Frankenwein. Ein guter Frankenwein ist eine Gnade. Es kann natürlich sein, dass ich geprägt bin durch meine Würzburger Zeit. Ich würde ihn jedem Franzosen oder Italiener vorziehen.
Theater der Stadt Schweinfurt: „Der varreckte Hof“ – eine Stubenoper von Georg Ringsgwandl. Münchner Lustspielhaus. So., 8. Oktober, 19.30 Uhr, Karten: Tel. (0 97 21) 51 49 55