Neben Francis Rossi, dem Sänger und Gitarristen, steht Rick Parfitt als Co-Gründungsmitglied, Co-Sänger und Co-Gitarrist mit blonder Mähne und seiner Fender Telecaster bei Status Quo in der ersten Reihe. Der Mann aus der Grafschaft Surrey im Südwesten von London ist damit einer der langlebigsten Rockmusiker des Planeten: Immerhin landeten Parfitt und Rossi bereits 1968 ihren ersten großen Erfolg („Pictures of matchstick men“). Und irgendeinen der zig Hits seither kennt jeder Musikinteressierte, ob es Coverversionen wie „Rockin’ all over the world“ und „In the army now“ sind oder eigene Stadion-Hymnen wie „Whatever you want“, „Down down“ oder „Caroline“. Vor allem durch unentwegtes Touren haben Quo über alle ihnen vom Zeitgeist nicht immer gewogenen Jahrzehnte den Status erhalten – nicht sehr kräfteschonend: Auf dem Weg zu einem Auftritt in Pula/Kroatien erlitt Parfitt, der am 14. März 2015 Teil des „Rock meets Classic“-Abends in Würzburg sein wird, Anfang August im Band-Bus eine Herzattacke, die seinem bewegten Leben schier das Ende gesetzt hätte. Mittlerweile erholt sich der 66-Jährige davon in Marbella/Spanien, wo er mit seiner dritten Gattin, Lyndsay, sowie den fünfjährigen Zwillingen Lily Rose und Tommy lebt.
RICK PARFITT: Danke, gut, ja, es geht mir gut, es geht mir insgesamt sogar sehr gut.
PARFITT: Und wissen Sie was? Ich bin diesem Herzanfall sogar dankbar, dass ich ihn hatte. Ich habe genau diesen Herzanfall gebraucht, um endlich den alten Lebensstil zu stoppen. Der Infarkt war nötig. Der war richtig, ja, genau so ist es.
PARFITT: Mein Arzt hatte mir schon 2012 gesagt: Dein Stent ist die letzte Warnung. Aber der konnte sagen, was er wollte, das war alles Blablabla für mich. Verstehen Sie? Nach 50 Jahren des extremen Trinkens und Rauchens hatte ich doch dafür den Blick nicht mehr. Ich übersah, dass die Uhr gegen mich lief. Und der Einzige, der daran was hätte ändern können, das war nur ich. Aber ich tat es nicht. Okay, nun ist es passiert, und eigentlich habe ich mich nie gesünder gefühlt als derzeit. Mein Herz hat nur einen Schaden von fünf Prozent davongetragen, 95 Prozent von mir sind fit. Paaaah, wenn ich dran denke, die Sauferei, und morgens schon mit dem schalen Zigarettengeschmack aufzuwachen und gleich die nächste zu brauchen . . .
PARFITT: . . . but I don't like it anymore, aber das mag und brauche ich nicht mehr. Die Musik schon, unverändert, die Drogen nicht mehr. Mein Arzt hat gemeint, ein Glas Wein dürfe ich mir pro Tag jederzeit weiterhin gönnen, vielleicht auch zwei. Maximal zwei Gläser, hat er mir klar eingeschärft! Denn er kennt mich. Doch er wusste wie ich, wenn’s zwei sind, bleibt es nicht bei zwei. Unter einer Flasche blieb es nie. Herrgott, ich hab das gemacht, seit ich 15 war, dazu noch die verdammte Raucherei. Und weil ich jetzt eingestehen musste, dass das mit den zwei Gläsern wahrscheinlich nie klappt, beschloss ich: Bleib gleich bei null! Komplett bei null, mein Freund! Ich war einen Inch vom Tod weg, und plötzlich lerne ich doch noch die andere Seite der Ecke kennen. Ich hab das Riesenglück, die Gnade eines neuen Lebensstils zu erfahren. Und diese neue Art zu leben genieße ich wirklich selbst mit Staunen. Jeden Morgen, jeden Tag, jeden Abend. Mann, wie viele Freunde und Kollegen schon davongegangen sind! Gute Freunde, gekillt vom Rauchen und Saufen – oh ja, oh ja, ich bin irre froh, überlebt zu haben.
PARFITT: Es sind 'ne Menge, ja. Es ist aber das erste ohne den üblichen Quo-Sound, akustisch und folkloristisch, mit mal mexikanisch anmutenden, mal irisch klingenden Neuversionen von 22 alten Nummern, oft sogar ohne die für uns typischen, treibenden Gitarrenbeats.
PARFITT: Das ist nie garantiert. Harte Quo-Fans hoffe ich schon, denen dürfte die neue Herangehensweise an unsere Wurzeln ein positives Feeling mitgeben. Bei den Hörern darüber hinaus sind wir selber neugierig, wie’s ankommt, was mit den neuen alten Status-Quo-Stoffen nun so passieren wird. Also, ich finde jedenfalls, morgens so 'ne Nummer im Radio, und du kriegst automatisch gute Laune.
PARFITT: Ist hübsch geworden, gell? Aber „Burning bridges“ oder „Paper plane“ haben doch auch was. Es sind verschiedenste Einfärbungen von uns vertreten.
PARFITT: . . . .danke fürs Kompliment!
PARFITT: Wir hatten auch gezweifelt, als diese schräge Idee zum Nackig-Posieren aufkam. Vor allem ich dachte: Na, na, ist ein bisschen verrückt. Dann kam der Bryan an, und der ist privat ja so ein Netter, der hat uns gesagt: Jungs, auf geht’s! Und dann ging es tatsächlich.
PARFITT: Klar. Guter Hardrock geht immer. Ich war stolz darauf, am Tag der Aufnahme mit ihm privat eine Tasse Tee zu trinken.
PARFITT: AC/DC sind die Helden. Dann Tom Petty, Neil Young, klarer Fall. Jeff Lynne und ELO liebe ich so sehr, dass ich sie hasse, weil der Sound bei mir so reinläuft. Zwischendurch gönne ich mir zur Anregung dann auch mal dänischen Grunge.
PARFITT: Malcolm? Dement? Ich weiß von nichts.
PARFITT: Verdammter Mist! Das ist ja wirklich traurig. AC/DC, meine ewigen Favoriten, von so was getroffen? Das tut mir leid. Umso wichtiger, dass ich den Sprung zum Teetrinker gerade noch geschafft habe!
Rick Parfitt bei „Rock meets Classic“ in Würzburg
Das erste Akustikalbum von Status Quo, bei Edel erschienen und „Aquostic (Stripped Bare)“ betitelt, vereint 22 naturalistisch überarbeitete ältere Songs, darunter zahllose Hits. Zudem brachte Universal parallel dazu soeben eine Vier-CD-Box mit teilweise bisher unveröffentlichten Live-Mitschnitten der 1970er Jahre heraus. Leibhaftig ist die Gruppe im vertrauten Rockgewand demnächst in Deutschland unterwegs – unter anderem in Erfurt (22. 11.), Augsburg (26. 11.) und Mannheim (1. Dezember). Rick Parfitt wird neben Ian Gillan (Deep Purple) und anderen am 14. März 2015 bei „Rock meets Classic“ in Würzburg zu Gast sein.