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LONDON
Rick Parfitt: Ein Teil der Seele von Status Quo ist tot
Bearbeitet von Ralph Heringlehner
 |  aktualisiert: 16.12.2021 11:23 Uhr

Rick Parfitt im Scheinwerferlicht. Er hämmert die ersten Akkorde von „Caroline“ in die Saiten der Gitarre. Hart. Schnell. So eröffnete der Mann mit der blonden Mähne die meisten Konzerte von Status Quo. Es war wie ein Ritual. Beinahe ein halbes Jahrhundert gehörte Rick Parfitt zu „Quo“. Neben Sänger und Gitarrist Francis Rossi war er Kopf und Seele der Band. Am Samstag ist Rick Parfitt im Alter von 68 Jahren im spanischen Marbella gestorben – nach Angaben seines Managers an den Folgen einer Infektion nach einer Schulter-Operation. Der Sänger und Gitarrist hinterlässt vier Kinder und Ehefrau Lyndsay Whitburn.

Status Quo lieferten einige der größten Hits der Rockgeschichte wie „Down Down“ oder „Whatever you want“. John C. Fogertys (Creedence Clearwater Revival) „Rockin' all over the World“ wurde erst durch den locker treibenden Stil der Briten richtig bekannt. Nur Queen, die Beatles und Elvis dominierten die Albumcharts länger. „Quo“ verkauften mehr als 120 Millionen Platten. Parfitt war Rhythmusgitarrist, Sänger, Songschreiber. Er und Francis Rossi wirkten zuletzt wie ein altes Ehepaar, das sich noch lange nicht von den durchgescheuerten Jeans und Fender Telecasters trennen wollte.

„Wow, 400 Pfund!“

Geboren am 12. Oktober 1948, wuchs Parfitt in einer Sozialbausiedlung in Woking im Süden Londons auf. Der kleine Rick lernte mit elf Jahren Gitarre spielen, inspiriert vom „King of Skiffle“ Lonnie Donegan. Seine Eltern unterstützten ihn zwar, glaubten aber nicht an den Erfolg. Der britischen Zeitung „Guardian“ erzählte er, wie sich das 1965 nach einem bezahlten Auftritt änderte: „Es war gegen vier Uhr morgens, und ich weckte sie auf und sagte: „Oi, schaut euch das an“, dann warf ich das Geld in die Luft. Sie sagten: ,Wow, 400 Pfund!‘“

1967 stieg Parfitt bei Status Quo ein. Nach ersten psychedelischen Ausflügen wie „Pictures of Matchstick Men“ schaffte die Band den Durchbruch Anfang der 70er Jahre mit einer Reihe von eher ungeschliffenen, rockigen Hits wie „Caroline“. oder „Break the Rules“.

Gassenhauer mit Ironie

Dann wurde der Band-Name Programm: Die Fans wollten Gassenhauer wie „Just supposing“, simple Melodien, die Gitarrenhymnen der 70er Jahre ohne Experimente. Daher wichen Status Quo nur selten von ihrem Erfolgsrezept ab. Darüber machten sich nicht nur Kritiker lustig, sondern auch die Band selbst. Das Album „In Search of the fourth Chord“ (2007) ist ein selbstironisches Spiel mit dem Vorurteil, „Aou“ habe nur drei Akkorde drauf.

Status Quo war eine der fleißigsten Livebands. Die Rocker füllten das Moskauer Olympiastadium 14 Mal in Folge, sorgten beim Montreux-Festival und nicht nur bei Heimspielen in London für volle Häuser.

Rick Parfitts erste Ehe brach auseinander, als seine zweijährige Tochter Heidi im Pool in seinem Haus in Surrey ertrank: „Das Leben ging weiter und man lernt, damit zu leben, aber man kommt nie darüber hinweg. Niemals .

. .“, sagte er dem „Guardian“. Danach heiratete er seine Jugendliebe Patti Beedon, die ihn später in der Regenbogenpresse als „Strolch und Schürzenjäger“ beschrieb – Parfitt war ständig auf Tour und dröhnte sich mit Alkohol oder Kokain zu. Mit seiner dritten Ehefrau Lyndsay Whitburn lebte der Sportwagen-Fan zuletzt im spanischen Málaga; sie haben Zwillinge. Bei ihnen wollte Rick Parfitt all das gutmachen, was er bei den älteren Söhnen verpasst hatte.

Exzessiver Lebensstil

Sein exzessiver Lebensstil – von „50 Jahren des extremen Trinkens und Rauchens“ sprach Parfitt vor zwei Jahren in einem Interview mit dieser Redaktion – hatte Folgen: 1997 überstand er den ersten Herzinfarkt, gefolgt von Kehlkopfkrebs und zwei weiteren Herzinfarkten. Den vierten hatte er im Juni 2016 nach einem Konzert in der Türkei. Parfitt sei für Minuten „praktisch tot“ gewesen, hatte Bandmanager Simon Porter damals mitgeteilt.

Im Oktober 2016 gab Rick Parfitt daher bekannt, dass er mit Status Quo nicht mehr auftreten werde. „Ich bin kein großer Fan von dem ganzen akustischen Quatsch“, sagte er der Musikzeitschrift „Classic Rock“. Die Band hat zuletzt Akustik-Alben eingespielt und will auch weiterhin auf dieser Linie bleiben – aus Altersgründen.

Er sei trotz vieler gesundheitlicher Schocks mit seinem Leben zufrieden: „Ich bin diesem Herzanfall sogar dankbar, dass ich ihn hatte“, erzählte er im Herbst 2014 dieser Redaktion. Und der Zeitschrift „Nor-thern Life“ sagte er: „Ich hatte meine letzte Warnung und meine neun Leben.“ Doch auch die sind irgendwann vorbei . . .

 
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