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NEW YORK
Richard Serra: Ein Bildhauer fürs Harte und Große
Richard Serra
Foto: dpa | Richard Serra
dpa
 |  aktualisiert: 29.10.2014 17:16 Uhr

Richard Serra legt gar keinen Wert auf Popularität: „Ich glaube nicht, dass Kunst die Aufgabe hat, zu gefallen“, sagte der US-Amerikaner einmal, und genau so macht er auch seine Kunst: groß, hart, kompromisslos – und immer bereit, zu provozieren. Für das Holocaust-Mahnmal in Berlin legte er den Entwurf vor und zog sich dann im Streit zurück. Am 2. November wird der Künstler 75.

Serra gilt als einer der wichtigsten Bildhauer der Gegenwart – und einer der umstrittensten. Wer ein gefälliges Kunstwerk für den Innenhof seines Museums oder den Platz in der Innenstadt erwartete, wurde stets enttäuscht. „Kill Serra“, stand mal auf einem Plakat, das Unbekannte nachts auf eines seiner Kunstwerke in New York klebten.

Platz genug war, denn ein Serra ist groß. Auf mehr als 16 Meter bringen es die rostigen Stahlwände, die seit 1987 „Fulcrum“ in London bilden. Und immerhin gute zwölf Meter hoch ist das ganz ähnliche „Terminal“, 1977 für die documenta in Kassel entworfen. Als die Stadt Bochum es ankaufte, sorgte es für hitzige Diskussionen. Es steht immer noch, erst in diesem Jahr wurde es restauriert.

Damals störte auch, dass die Straßenbahn nur ganz knapp vorbei kam. Zehn Jahre später, es war wieder documenta, verwandelte Serra eine Fußgängerzone in Kassel in eine stählerne Sackgasse. Während Kritiker angetan sind, kommt von Laien immer wieder ein „Und das soll Kunst sein?“ Ist es offenbar, denn ansonsten hätte das New Yorker Museum of Modern Art bei seiner aufwendigen Restaurierung nicht extra darauf geachtet, dass eine 100 Tonnen schwere Serra-Ausstellung ins Haus passt. Zu Deutschland hat er eine besondere Beziehung. Nicht nur, dass die meisten seiner Kunstwerke in Deutschland gefertigt werden, nachdem der Meister ein Modell im Maßstab 1:12 abgeliefert hat. Viele stehen auch in deutschen Städten. Vor allem hatte er aber die Grundidee für das Holocaust-Mahnmal in Berlin mit dem Meer von Stelen. Als der Entwurf verändert wurde, zog er sich im Streit zurück, „aus privaten und künstlerischen Gründen“.

„Die Leute wollen nicht durch ein riesiges Monument vor ihrer Nase tagtäglich an ihre Schuld erinnert werden, sechs Millionen europäische Juden ermordet zu haben“, hatte Serra gesagt. Vielleicht irrte der Künstler da, denn das Mahnmal gilt als akzeptiert, umstritten war nur der künstlerische und vielleicht der politische Aspekt – nicht die deutsche Verantwortung.

Auch mit 75 denkt Serra nicht ans Aufhören. Und jetzt geht er sogar in die Wüste. Seine jüngste Arbeit steht in Katar. „East-West/West-East“ sind vier aufrecht stehende Platten, die beiden höchsten sind fast 17 Meter hoch. Das Material: natürlich Stahl.

 
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