Irgendwo zwischen Singer-Songwriter, Musikkabarett und virtuosem Gitarrenspiel haben sie ihre Nische gefunden und treffen damit – seit sie sich 2006 beim Musikstudium in Oldenburg kennengelernt haben – mitten ins Schwarze.
Auch im nahezu voll besetzten Würzburger Bockshorn haben der gebürtige Ostfriese Simon Eickhoff und der Essener Jan Traphan alias Simon und Jan das Publikum von der ersten Minute an voll im Griff, obwohl Jan gleich nach dem Einstiegslied betroffen zugibt: „Bei uns ist die Luft raus.“ Die beiden sind seit rund sechs Jahren auf Tour, aktuell mit ihrem Programm „Ach Mensch“.
Dramatische Gesichtsausdrücke
Dieser Mensch trifft oft Entscheidungen, die sich als falsch herausstellen. So auch beim gemeinsam begonnenen Lehramtsstudium: „Nach gefühlten 20 Semestern haben wir festgestellt: Wir haben uns verwählt.“ Gut so, denn ihre Songs, kunstvoll arrangiert und zweistimmig vorgetragen, beweisen: Die beiden gehören auf die Bühne.
Während der rastalockige Simon dort eher als Stichwortgeber und Loop- bzw. Beatbox-Künstler agiert, fährt Jan Traphan ein breites Repertoire an dramatischen Gesichtsausdrücken auf.
Die Songs transportieren in sanftem Liedermachergewand politische Botschaften – da wird die scheinheilige Werbeindustrie angeprangert im eingängigen „Geld“, Vorbild Rainald Grebe gecovert und mit dem „Kassettenrekorder“ wehmütig an Zeiten der Langsamkeit in einer sich rastlosen Welt erinnert. Das Bockshorn lacht und jubelt, vor allem nach der Pause, wenn in teils recht schlüpfrigen Stücken auch mal über „wohlgeformte Brüste“ sinniert wird. Die Loop-Box transportiert Orchester-Feeling, die Gitarre wird auch mal mit dem Geigenbogen bedient.
Mehrere Zugaben werden vom gut gelaunten Publikum gefordert. Dann erklingt Deichkinds „Krawall und Remmidemmi“ – das hört sich bei Simon und Jan aber fast schon versöhnlich an, auch wenn Jan den Anwesenden strahlend mit auf den Weg gibt: „Bewahrt euch das Krawallige.“