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FRANKFURT
Raffiniert wie Highsmith und spannend wie Hitchcock
dpa
 |  aktualisiert: 08.01.2016 18:00 Uhr

Nicks und Amys fünfter Hochzeitstag fängt mit fröhlichem Trällern der Ehefrau in der Küche an. Oder ist es nur scheinbar fröhlich? Er endet mit Amys mysteriösem Verschwinden samt Blutspuren auf dem Küchenboden. „Jeder weiß, dass es immer der Ehemann ist“, notiert Nick über seine Lage beim ersten Polizeiverhör. Ob das wirklich stimmt, lässt Gillian Flynn in ihrem raffinierten Psychothriller „Gone Girl“ die beiden Hauptbeteiligten komplett selbst erzählen.

Nick schreibt, wie es weitergeht mit der Suche nach Amy und dem immer härteren Verdacht gegen ihn, unterbrochen zunächst von Amys Tagebucheinträgen aus der Zeit vor ihrem Verschwinden. „Ich bin fett vor Liebe! Heiser vor Überschwang! Ich platze vor Hingabe!“, schreibt sie da als bedingungslos liebende Ehefrau. Aber nach und nach wird klar, dass nicht nur der mordverdächtige Gatte die Wahrheit im eigenen Interesse immer mal wieder kräftig zurechtbiegt.

„Unzuverlässige Erzähler“ sind Nick und Amy für die Literaturwissenschaft, weil Leser ihren Aussagen nie vertrauen können. Die 1971 geborene US-Autorin Gillian Flynn setzt dieses Mittel so brillant, spannend, glaubwürdig und unterhaltsam ein, dass ihr Kritiker wie Leser gleichermaßen zu Füßen liegen: mehr als zwei Millionen verkaufte Exemplare bisher. Die „New York Times“ sieht eine Autorin (Jahrgang 1971) mit der psychologischen Raffinesse von Patricia Highsmith, die Ingmar Bergmans „Szenen einer Ehe“ neu und mit demselben Gespür für Spannung inszeniert habe wie Alfred Hitchcock. „Ich habe ,Psycho' eine Million Mal angeschaut“, sagt denn auch Flynn, Tochter eines Filmwissenschaftlers. „Das genau ist mein Ziel: Die Eheleute voller Misstrauen aufeinander blicken lassen.“

Nicht nur nimmersatte Krimi-Leser auf der Suche nach originellen Geschichten werden bestens bedient. „Gone Girl“ geht auch als interessante psychologische Ehestudie durch. Hollywoodstar Reese Witherspoon hat sich als Produzentin für 1,5 Millionen Dollar (1,1 Mio Euro) die Filmrechte gesichert. Oscar-Preisträger Ben Affleck soll nach Medienberichten unter der Regie von David Fincher („Fight Club“) die männliche Hauptrolle spielen.

Gillian Flynn: Gone Girl – Das perfekte Opfer (Fischer Scherz, 576 Seiten, 16 Euro)

 
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