
Alles schon mal da gewesen: Die Mannschaft von Stefan-Raab im Vierer-Wok und Rodellegende Georg Hackl im Einer haben in Oberhof die elfte Wok-WM, den Show-Event des Fernsehsenders ProSieben, gewonnen. Das Interesse an den Bildschirmen hielt sich in Grenzen: 2,01 Millionen Fernsehzuschauer bedeuten laut Branchendienst „Meedia“ einen Minusrekord für das Asia-Pfannen-Rennen durch den Eiskanal.
Strahlender Sonnenschein in traumhafter Winterlandschaft: Das thüringische Oberhof tut an diesem Samstag alles, um die Relikte der DDR-Zeit, wie zerfallene Ferienheime und unfreundliche Service-Mitarbeiter, vergessen zu machen. Doch dann lassen Raab und Co. am Abend die alte Zeit aufleben. Zum „Kampf der Systeme“, übertragen vom „schwarzen Kanal“, stilisieren die Moderatoren Steven Gätjen, Sonya Kraus und Matze Knoop das Duell der favorisierten Vierer-Woks „Deutschland 1“, angeführt von Raab, sowie „DDR 1“ mit Bob-Olympiasiegerin Sandra Kiriasis als Pilotin. Klar, dass sie und ihre Mitfahrer, Rodler-As David Möller, Bob-Olympiasieger André Lange und Boxer Markus Beyer, mit Hammer- und Zirkel-Emblem auf dem Rennanzug durch den Eiskanal jagen.
Derweil bemühen die Moderatoren „Erich“ und seine „Genossen“, um den „Klassenkampf im Wok“ anzuheizen, sie verteilen „Gutscheine“ für den Intershop und lassen auf Sächsisch in Thüringen den Sozialismus hochleben. Selbst im Publikum wehen ein paar DDR-Fahnen. Dabei kennen die meisten der 6000 Zuschauer, die die fast fünfstündige Übertragung am Eiskanal verfolgen, den ostdeutschen Staat nur vom Hörensagen. Aber wenn's der Inszenierung von ProSieben dient . . .
Überhaupt die Zuschauer. 35,80 Euro haben sie zahlen müssen, um die Show bei drei Grad unter null live mitzuerleben. „Wir kommen wegen Stefan Raab“, sagen sie, auch wenn sie den Meister und all die anderen knapp 50 B- und C-Promis aus Sport und Trash-TV allenfalls an Start und Ziel ein klein wenig zu Gesicht bekommen.
Schon schwierig, wenn sich das Geschehen entlang von 1300 Metern Bobbahn erstreckt. Da helfen auch die Großleinwände nur bedingt. „Daheim am Fernseher habe ich das alles viel bequemer“, bilanziert der Thüringer Maik, als er sich gegen Mitternacht, lange vor Ende der Übertragung, wie viele andere auf den Heimweg macht.
Stefan Raab ficht das – zumindest erkennbar – nicht an. Mit seinem Ehrgeiz lebt er das Pfannen-Spektakel als Leistungssport. „Heute hat die Erfahrung den Ausschlag gegeben“, kommentiert er strahlend seinen Rennerfolg im Gespräch mit dieser Zeitung und erläutert, wie es seinem Team mit TV-Koch Steffen Hensler, Bobfahrer Manuel Machata und Rodel-Star Felix Loch gelungen ist, die erlaubten Zusatzgewichte geschickt zu platzieren. Kommt keine Langweile auf mit der Zeit? „Nein, wenn's nach mir gibt, feiert die Wok-WM in 14 Jahren silbernes Jubiläum.“
Gut möglich, dass zumindest der Sender ProSieben nach dem Studium der Quote zurückhaltender urteilt. Bei den 14- bis 49-Jährigen erreichte die Wok-WM 15,7 Prozent Marktanteil. Das war weniger als die 21 Prozent für Dieter Bohlens „DSDS“ (RTL) und die 17,1 Prozent für die ARD-„Sportschau“. Auch wenn die Wok-WM noch über dem ProSieben-Schnitt für junge Zuschauer (11,2 Prozent) liegt, spricht „Meedia“ von keinen „allzu rosigen Zahlen“. Zumal der Aufwand für die Show, mit über 200 Mitarbeitern und 20 Kameras in Oberhof gigantisch war.
Eine straffere Präsentation der „Dauerwerbesendung“ tut Not. Außerdem müssen neue Gesichter her. Immerhin mischten die finnischen Horror-Rocker von Lordi den Eiskanal ein bisschen auf. Georg Hackl, den „Wokl-Schorsch“, werden sie hingegen so schnell nicht los. Der nun neunfache Wok-Weltmeister im Einzel hatte seinen Rücktritt vom Vorjahr widerrufen – und raste erneut allen davon. Nun hofft man, ihn als „technischen Leiter“ der WM aus dem Eiskanal wegloben zu können. Aber das ist längst nicht ausgemacht. „Wok-Fahren ist geil, es macht einfach Spaß“, so Hackl im Gespräch mit dieser Zeitung. „Ich würde die Rennen arg vermissen.“ Also wenig Hoffnung auf den Titel für die Wok-Amazone. Sängerin Lucy („No Angels“) wurde trotz bravouröser Fahrt wieder Zweite.
So wie der Vierer der DDR. „Fehlt nur noch, dass sie auch noch ,Auferstanden aus Ruinen' spielen“, spottet Rodler Möller bei der Siegerehrung.