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DRESDEN/MÜNCHEN
Protest gegen geplantes Gesetz: Baselitz hängt Bilder ab
dpa
 |  aktualisiert: 15.07.2015 16:53 Uhr

Vor dem Hintergrund des geplanten Kulturgutschutzgesetzes holt der Maler und Bildhauer Georg Baselitz seine Dauerleihgaben aus deutschen Museen. Damit verlieren die Pinakothek der Moderne München, das Dresdner Albertinum und die Kunstsammlungen Chemnitz wichtige Werke des Künstlers. Der 77-Jährige nimmt bei seinem Schritt ausdrücklich Bezug auf das Gesetz, mit dem Kulturstaatsministerin Monika Grütters unter anderem die Ausfuhrbeschränkungen für Kunst verschärfen will.

Die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden (SKD) wollen neun Gemälde und eine Skulptur des aus Sachsen stammenden Baselitz zurückschicken. „Es ist ein schwerer Verlust der Gegenwartskunst, den wir auch erst mal nicht ausgleichen können“, sagte Generaldirektor Hartwig Fischer. Der Künstler habe ihn persönlich informiert, dass er seine Dauerleihgaben zurückhaben möchte. „Diesem Wunsch werden wir so schnell wie möglich entsprechen.“ Die Abhängung soll am Freitag erfolgen.

Gerhard Richter schimpft

Mit dem Gesetz will die Bundesregierung den Schutz von Kulturgut neu regeln und auch an EU-Recht anpassen. Damit sollen unter anderem die Ausfuhrbeschränkungen verschärft werden. Ziel sei es, „mit eindeutigen Ein- und Ausfuhrregelungen sowie mit klaren Sorgfaltspflichten beim Erwerb von Kulturgut auch den Kunsthandelsstandort Deutschland zu stärken“, heißt es auf der Webseite der Staatsministerin. Vom Kunsthandel und von Sammlern kommen teils vehemente Proteste.

Die Bayerischen Staatsgemäldesammlungen in München bedauerten den angekündigten Abzug von fünf Baselitz-Bildern „außerordentlich“. Die Gemälde ergänzten die bestehende Sammlung der Pinakothek der Moderne auf hervorragende Weise, hieß es. In den Kunstsammlungen Chemnitz sind zwei Baselitz-Gemälde betroffen.

Der Maler Gerhard Richter sieht in der geplanten Verschärfung des Kulturgutschutzgesetzes einen Eingriff in die Freiheit. „Niemand hat das Recht mir vorzuschreiben, was ich mit meinen Bildern mache“, sagte er der „Dresdner Morgenpost“ (Dienstag). Er werde seine Bilder nicht irgendeiner Kommission zeigen und fragen, ob er sie verkaufen dürfe. „Diese Leute haben meist auch gar keine Ahnung von Kunst“, sagte der teuerste lebende Gegenwartskünstler. Seiner Ansicht nach geraten Bilder nicht in falsche Hände, sondern fänden irgendwann den Weg in ein Museum, wenn sie gut seien.

„Das Beispiel wird Schule machen“, sagte der Berliner Kunsthändler und Galerist Michael Haas unter Verweis auf zahlreiche Anrufe von Sammlern. „Sie werden keine Kunstwerke mehr nach Deutschland holen.“ Der Berliner Kunstexperte Peter Raue erklärte, das geplante Gesetz lege auch dem Handel in „beängstigender“ Weise Ketten an, müssten Auktionshäuser und Galeristen doch Unterlagen über Einlieferer, Prüfung der Herkunft, Käufer und Preise anfertigen. Er forderte Grütters auf, das Gesetz zu „entgiften“, damit es „den Kunsthandel und die Freude am privaten Kulturbesitz nicht verdirbt“.

Es schade Deutschland als Kunsthandelsplatz, verunsichere private Sammler und schaffe einen erschreckenden bürokratischen Apparat.

Für Galerist Haas ist das Vorhaben realitätsfern, „überhaupt nicht durchdacht“ und verfassungswidrig. „In letzter Konsequenz geht es um Enteignung.“

Der Provenienzforscher Willi A. Korte indes hält die Aufregung um das Gesetz für „überzogen“. „Die Definition, was national wertvolles Kulturgut ist und was also ausgeführt werden kann zu welchen Bedingungen, das muss in der Tat sauber geregelt werden“, sagte er im Deutschlandradio. Foto: dpa

 
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