Beim verzweifelten Versuch, seine Riesenschulden abzubauen, macht Portugal auch vor dem eigenen Kunstschatz nicht halt. Nach einem ersten gescheiterten Auktionsversuch und trotz einer Protestwelle beharrt das Krisenland darauf, sich von 85 Werken des Malers Joan Miró zu trennen. Man werde die Bilder „schon bald“ verkaufen, sagte Regierungschef Pedro Passos Coelho in Lissabon. Eine für Dienstag angesetzte Versteigerung war in London in letzter Sekunde geplatzt. Der Verkauf sei wegen „rechtlicher Unsicherheiten“ in Portugal abgesagt worden, teilte das Auktionshaus Christie's mit.
Portugal – seit 2011 unter dem Euro-Rettungsschirm – erhofft sich vom Verkauf der Werke Einnahmen von rund 35 Millionen Euro. Passos wies Vorwürfe der Opposition und der Kunstszene energisch zurück, Portugal betreibe „den Ausverkauf des kulturellen Vermögens“. „Man muss ein bisschen realistisch sein. Wir dürfen die Prioritäten nicht umkehren“, so der konservative Politiker.
Illegal außer Landes
Er räumte allerdings indirekt ein, dass die Kunstwerke – wie das Bundesamt für Kulturvermögen angeprangert hatte – illegal außer Landes geschafft worden seien. Der Ministerpräsident machte dafür Christie's verantwortlich: „Das ist alles nicht gut gelaufen, das Auktionshaus war damit beauftragt worden, alles abzuwickeln.“ Christie's teilte nach Angaben von Portugals staatlicher Nachrichtenagentur mit, man sei weiter bereit, die Versteigerung durchzuführen. Eine Internetpetition gegen den Verkauf wurde bereits von knapp 10 000 Menschen unterstützt.
Die Kunstwerke des spanischen Malers Miró (1893-1983) stammen aus dem Besitz der Bank BPN, die 2008 wegen zahlreicher Skandale und hoher Verluste verstaatlicht worden war. Christie's bezeichnete die Sammlung als eine der „umfassendsten und eindrucksvollsten“ von Miró, die jemals zur Versteigerung angeboten worden seien.