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WÜRZBURG/SCHWEINFURT
Popstar Che Guevara
Das berühmte Bild von Che Guevara
Foto: Alberto Korda | Das berühmte Bild von Che Guevara
Ralph Heringlehner
Ralph Heringlehner
 |  aktualisiert: 03.12.2019 09:59 Uhr

Das Poster des Mannes mit dem Barett war mit Tesa zwischen die Bilder von Jimi Hendrix und Albert Einstein (das mit der Zunge) geklebt – schräg, wie man das so machte in den späten 60er, frühen 70er Jahren. Die Poster-Dreifaltigkeit strahlte eine revolutionäre Aura aus, und darauf kam's der Nach-68er-Jugend an. Was Che Guevara (der mit dem Barett) nun genau politisch angestellt hatte, wollte man gar nicht so genau wissen. In der Studentenbude war „Che“ Popstar unter Popstars. Lange her . . .

Zum 50. Todestag am 9. Oktober holen vier Künstler aus der Region Ernesto Rafael Guevara de la Serna, wie „Che“ mit vollem Namen hieß, aus der Versenkung. „Che – ein Leben für die Revolution“, ein Programm mit Musik und Texten, wird an mehreren Orten zu sehen sein (siehe unten).

Die Idee kam der Gitarristin, Sängerin und Tänzerin Barbara Hennerfeind beim Kuba-Urlaub. Dort wird „Che“, der mit Fidel Castro der Inselgesellschaft den Kommunismus aufzwang, noch heute als Volksheld verehrt. Auch die Reisende aus Würzburg ließ sich von der Figur des Revolutionärs bezaubern. „Wenn mich was berührt, muss ich es künstlerisch umsetzen“, sagt sie. Also machte sie sich mit Freunden an die Planung.

Nahezu entpolitisiert

Mancher Veranstalter habe auf Anfragen zurückhaltend reagiert, wohl weil er Umstürzlerisches argwöhnte. Barbara Hennerfeind lacht: „Ich bin Künstlerin, nicht Politikerin.“ Es gehe darum, in einer Art Collage „das Bild eines interessanten Mannes zu vermitteln“. Ein „romantischer Idealist“ sei Che gewesen, glaubt die Musikern – und mit seinem Idealismus kläglich gescheitert. Ein derartiges Bild haben viele von Che Guevara. Er ist zur nahezu entpolitisierten Chiffre eines allgemeinen Unangepasstseins geworden. Barbara Hennerfeind bringt dieser Sichtweise durchaus Sympathien entgegen: „Es gibt heute zu wenige Menschen, die bereit sind, für etwas aufzustehen“, sagt sie.

Dass in der Realität der Kommunismus auch in Kuba nicht funktioniert, hat Barbara Hennerfeind gesehen: „Dort ist alles sehr ärmlich. Man kommt sich vor wie auf einem anderen Planeten.“ Da ist es nur konsequent, dass auch Ches negative Seiten in dem Programm nicht ausgespart werden sollen.

Historisch gesehen war Che Guevara, 1928 geborener Sohn argentinischer Großbürger, ein kommunistischer Hardliner mit Sympathien für das unterdrückerische China der Kulturrevolution und den Stalinismus. Kritiker werfen ihm vor, verantwortlich für Folter und Ermordung von Hunderten kubanischer Häftlinge gewesen zu sein.

Der Mythos „Che“ wucherte dennoch bald nach seiner Exekution in Bolivien. Sein Leben wurde mehrfach verfilmt. Die Motorradreise auf der 500er Norton, die er 1951 als Medizinstudent durch Lateinamerika unternahm, ist legendär. Sie prägte die Weltanschauung des Mannes, den auch der französische Intellektuelle Jean-Paul Sartre verehrte. Auch der Motorrad-Trip wurde verfilmt: 2004 als „Die Reise des jungen Che“.

Termine: 6. Oktober, Kunsthaus Michel Würzburg; 9. Oktober, Disharmonie Schweinfurt; 12. Oktober, Hofgarten Aschaffenburg; 14./15. Oktober; Theater am Neunerplatz Würzburg. Weitere Termine im nächsten Jahr.

Gruppenbild mit Motorrad: Erik Weisenberger, Anke Horling, Barbara Hennerfeind, Peter Hub (von links) sind die Macher von „Che – ein Leben für die Revolution“.
Foto: Gianfranco Leandrin | Gruppenbild mit Motorrad: Erik Weisenberger, Anke Horling, Barbara Hennerfeind, Peter Hub (von links) sind die Macher von „Che – ein Leben für die Revolution“.
 
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