Bei seinem jüngsten großen Auftritt spielte er nur einen Song, und der war noch nicht einmal von ihm. Doch es war Barack Obama persönlich, der ihn, nur mit einer einfachen Gitarre, auf seiner zweiten Amtseinführung wollte: James Taylor gehört zu den einflussreichsten Musikern der USA. Heute, Dienstag, 12. März, wird er 65.

Taylor wuchs in North Carolina auf, vier der fünf Geschwister wurden Profimusiker. Er lernte erst Cello, doch es war vor allem die Musik von Woody Guthrie, die ihn zur Gitarre trieb. Der Liedermacher, der Amerika mit „This Land is your Land“ eine inoffizielle Hymne gab, blieb zeitlebens das Vorbild Taylors. Der junge Mann galt als höchst sensibel und hatte kaum Freunde. Der beste war die Musik. Mit nicht einmal 20 war er drogenabhängig. „Ich lernte eine Menge über Musik und zu viel über Drogen“, sagte er später mal.

Vertrag mit Paul McCartney

Vielleicht rettete sein Vater ihm das Leben. Der bekannte Arzt flog nach New York, stopfte Sohn und Habseligkeiten in einen Mietwagen und fuhr zurück ins stille North Carolina. Nach einer Entziehungskur schickte Taylor ein Band an Apple Records. Der Miteigentümer des Plattenlabels hieß Paul McCartney, war begeistert – und machte sofort einen Vertrag mit ihm.

Es folgten Jahre aus Erfolg und Misserfolg, Drogenabstürzen und Drogentherapien, musikalischen Höhenflügen und schweren Depressionen. Sein stets etwas versonnener Folkpop, die ruhige, verträumte Stimme, die lyrischen Verse – der stille Poet kam an in der Aufbruchzeit der 60er und 70er. Von 1972 bis 1983 war er mit seiner Kollegin Carly Simon („You're so vain“) verheiratet. Mit ihr hat er zwei Kinder.

In der Single „Fire and Rain“ verarbeitete er seine Erfahrungen mit der Psychiatrie, „You've got a Friend“ wurde ein Nummer-eins-Hit. In den Achtzigern sank sein Stern. Inzwischen ist Taylor wieder erfolgreich. Andere verkaufen zwar mehr. Country-König Garth Brooks zum Beispiel. Aber der ist ein solcher Verehrer des alten Liedermachers, dass er seine erste Tochter Taylor nannte.