
Intim. So beginnt der erste Akt des Revolverheld-Konzerts ihrer „MTV Unplugged in drei Akten“-Tour am Samstag. Ein privat anmutendes Konzert in der ausverkauften s.Oliver-Arena? Revolverheld gelingt dieses Kunststück. Sänger Johannes Strate und seine Band schlendern betont lässig zur Bühne, mitten durch das überraschte Publikum, freundlich lächelnd vorbei an den kreischenden und johlenden Fans. Die Band gibt sich nahbar, spielt mit ihrem Nette-Jungs-von-nebenan-Image.
Auf der kleinen Bühne im hinteren Teil der Halle muszieren Strate und Kollegen ohne großes Tamtam. Mal mit Akkordeon, mal mit Kontrabass, mal mit Gitarre als Echoraum, mal mit einer alten Schreibmaschine inzensieren die Revolverhelden ihre bekannten Songs neu.
Breitwillig lassen sich die rund 4000 Zuschauer in eine Welt der Gute-Laune-Hymnen und des Herzschmerz-Pops entführen. Sie singen und klatschen ab den ersten Takten mit. „Wir haben schon Konzerte gespielt, wo die Leute nach zweieinhalb Stunden nicht so gut drauf waren, wir ihr hier nach einer Minute“, ruft Strate. Revolverheld machen eine gefällige, radiotaugliche Mischung aus Pop und Rock. Eingängige Melodien schmiegen sich an verständliche Texte. Tiefgründig, abgehoben, doppeldeutig sind die selten – müssen sie aber auch nicht.
Revolverheld singen von der Liebe, von Freundschaften, vom Wunsch, in ein neues Leben aufzubrechen. Und das so klar und eindeutig formuliert, dass es vielen aus der Seele spricht. Immer wieder werden die Musiker dafür kritisiert, doch der inzwischen über zwölf Jahre andauernde Erfolg gibt ihnen Recht.
Bühnenwechsel. Für Akt zwei wagen sich Revolverheld auf die zweite, auf die große Bühne. Unterstützt von einem halben Orchester, von Piano und Trompete gelingt es der Band, die heimelige Wohlfühlatmosphäre mitzunehmen. Eltern nehmen ihre Kinder liebevoll in den Arm. Pärchen schmiegen sich verträumt aneinander. Ein Fan fordert Strate zu einer Umarmung auf. Kurzerhand springt der Sänger von der Bühne, um das Mädchen zu herzen. Der nette Junge von nebenan eben.
Der gebürtige Bremer ist an diesem Abend in Plauderstimmung. Ein Anekdötchen reiht sich ans nächste, da ist es wenig verwunderlich, dass das Konzert fast zweieinhalb Stunden dauert. Der 36-Jährige erzählt von den ersten gescheiterten Versuchen, sich bei einem Band-Contest zu beweisen, schwelgt in Erinnerungen an Semesterferien und zeigt sich schockiert, dass seine Freundin zu einem Justin-Bieber-Konzert gegangen ist.
„Ist das der Ort, an dem Dirk Nowitzki groß wurde“, fragt er die Zuschauer.
Die Frage, ob der Basketballer an diesem Abend wohl noch kommen werde, etabliert Strate zum Dauergag. Er kommt nicht. Dafür kommt Joris. Der deutsche Sänger („Herz über Kopf“) singt mit Strate den Revolverheld-Titel „Lass uns gehen“.
Mit Geige, Cello und ganz viel Gefühl geht es in den dritten Akt. 4000 singen im Schein der Smartphone-Taschenlampen „Ich lass für dich das Licht an“ und lassen sich von einem stolz grinsenden Strate minutenlang dirigieren. Imposant.