Sie hat schon in Hollywood-Streifen wie „Inglourious Basterds“ und „Der Vorleser“ mitgespielt, stand auf großen Bühnen in Berlin, Weimar, Hamburg. Jetzt ist Petra Hartung Ensemblemitglied des Würzburger Mainfranken Theaters. Zurzeit kann man sie dort in den „Nibelungen Short Cuts“ sehen, einem Stück, das Jugendliche ins Theater locken und mit alten Stoffen vertraut machen soll.
Petra Hartung wurde 1969 in Gotha geboren. Schon in der Schule spielte sie Theater. An ihrem Interesse daran sei ein guter Deutschlehrer schuld gewesen, erzählt sie. Gelernt hat sie die Schauspielerei dann an der Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch in Berlin, wo sie später auch mehrere Jahre als Dozentin tätig war. Zehn Jahre lang war sie Ensemblemitglied des Deutschen Theaters Berlin. Zuletzt arbeitete sie sieben Jahre lang am Nationaltheater in Weimar.
In viele Rollen ist Petra Hartung schon geschlüpft. An ihre erste kann sich trotzdem noch gut erinnern. 1992 war das, am Deutschen Theater in Berlin. „Ich hatte eine stumme Rolle in ,Tartuffe‘ und habe nur Koffer getragen.“ Seitdem hat sie nicht nur auf großen Theaterbühnen gestanden und mit Regisseuren wie Jürgen Gosch oder Thomas Ostermeier zusammengearbeitet. Neben der Bühne war sie auch in einigen Kino- und Fernsehproduktionen zu sehen. Bühne oder Film? Hartung findet beides spannend: „Das sind zwei unterschiedliche Metiers, die auch unterschiedliche Gesetze haben.“
Zuletzt spielte sie in dem Action-Thriller „Unknown Identity“ eine Polizistin neben Liam Neeson und Diane Kruger. Letztere hatte sie schon vorher kennen gelernt: beim Dreh für den Film „Inglourious Basterds“, wo sie in einer Szene mit Stars wie Kruger, Til Schweiger und August Diehl zu sehen ist. Schon beim Casting für die Rolle traf sie auf Quentin Tarantino und wurde auch Zeuge der Schauspielkunst des Regisseurs. Denn da übernahm er die Rolle, die später Diane Kruger bekommen sollte. „Tarantino ist ein begnadeter Drehbuchautor“, findet Hartung. „Er hat die göttliche Gabe, Dinge zu Papier zu bringen und filmisch umzusetzen.“ Er sei ein wahrer Film-Enthusiast. „Man ist energetisiert, fast schon high aus dem Casting rausgekommen“, erinnert sie sich.
Und jetzt also Würzburg? Petra Hartung scheint selbst noch nicht so recht zu wissen, was sie davon halten soll. Aber sie hat das Gefühl, dass die Leute, die am Mainfranken Theater arbeiten, ihr Theater lieben. In Molieres „Der Geizige“ spielte sie die Rolle der Heiratsvermittlerin Frosine.
Dass sie da große Komödie mit allem Drum und Dran machen durfte, gefiel ihr gut. Die überhöhte Spielweise, die stilisierte Maske und die Kostüme – das bereitete ihr Spaß. „Ich mag gerne Leute zum Lachen bringen.“ Doch das ist nicht das Einzige, was Theater in ihren Augen kann. Lachen, weinen, träumen, Kraft finden, sich stärken, einen Spiegel für sein eigenes Leben vorgehalten bekommen – all das könne einem als Zuschauer passieren, wenn man ins Theater geht.
In „Junger Klassiker – Nibelungen Short Cuts“ nach Friedrich Hebbel ist Petra Hartung in den Kammerspielen noch bis einschließlich Juni in einer Doppelrolle zu sehen: als Brunhilde und als Bote von König Etzel. Außerdem wird sie in dieser Spielzeit noch in „Fundament“ und William Shakespeares „Der Kaufmann von Venedig“ dabei sein.