Der neue Siemens-Musikpreisträger, Peter Gülke (80), hat die Preisverleihung zu einem dringenden Appell für den Fortbestand der klassischen Musikkultur genutzt. In seiner Dankesrede im Münchner Cuvilliéstheater warnte er vor einer „gefährlichen Erosion“ im kulturellen Leben. Das „Quotendenken“ sei mittlerweile nicht nur in den Medien, sondern auch „in die Gehirne“ eingezogen. „Wir amüsieren uns zu Tode.“
Als Beispiele nannte der Dirigent, Musikwissenschaftler und Musikschriftsteller die geplante Verbannung des Radioprogramms „Bayern Klassik von seiner angestammten UKW-Frequenz auf rein digitalen Empfang, die bereits beschlossene Fusion der beiden traditionsreichen Konzertorchester des Südwestrundfunks sowie Stellenstreichungen bei Orchestermusikern in Sachsen.
250 000 Euro Preisgeld
Gülke stammt aus Weimar, wo er unter anderem als Generalmusikdirektor wirkte. 1983 floh er aus der DDR und war von 1986 bis 1996 Generalmusikdirektor in Wuppertal. Er schrieb zahlreiche musikwissenschaftliche Bücher und lehrte Dirigieren an der Musikhochschule in Freiburg. Der Hauptpreis der Siemens-Musikstiftung, den mancher als „Nobelpreis der Musik“ bezeichnet, ist mit 250 000 Euro dotiert.
Zu den bisherigen Preisträgern gehören die Komponisten Benjamin Britten und Karlheinz Stockhausen, die Dirigenten Mariss Jansons und Herbert von Karajan, der Sänger Peter Schreier sowie die Geigerin Anne-Sophie Mutter. Insgesamt vergab die Ernst von Siemens Musikstiftung in diesem Jahr Preis- und Fördergelder in Höhe von drei Millionen Euro, mit denen weltweit rund 150 Musikprojekte unterstützt werden.