zurück
WÜRZBURG
Perfect Silence: Damit Angelo Kult wird
44. Internationales Filmwochenende im Central Kino in Würzburg: Volles Haus bei der Premiere des Filmes Perfect Silence von Thomas Heinemann.
Foto: Thomas Obermeier | 44. Internationales Filmwochenende im Central Kino in Würzburg: Volles Haus bei der Premiere des Filmes Perfect Silence von Thomas Heinemann.
Holger Welsch
 |  aktualisiert: 27.04.2023 06:10 Uhr

Wenn nicht hier, wo sonst?“ Das klingt nach einem der Sprüche, die der Filmheld Angelo Sommerfeld ansonsten im Staccato raushaut. Hat er aber nicht. Thomas Heinemann hat das gesagt, bei seinem Comeback in Würzburg. Im ausverkauftem Kinosaal des Central.

Jahrelang inszenierte und schrieb Heinemann Stücke im Theater am Neunerplatz, erhielt den Würzburger Kulturförderpreis und jetzt kehrte der Macher des Erwin Pelzig-Filmes „Vorne ist verdammt weit weg“ mit der Komödie „Perfect Silence – Die ganze Wahrheit über Angelo Sommerfeld“ zurück.

Eine Weltpremiere beim Internationalen Filmwochenende. Wenn nicht hier, wo sonst? Heinemann hat Würzburger Wurzeln, die drei Hauptdarsteller – allesamt Neunerplatz-Gewächse – sind Würzburger: Allen voran Martin Maria Eschenbach in der Figur des Angelo Sommerfeld. Ein nicht unsympathischer Maulheld, der sich in breitestem unterfränkisch-denglisch von einer unglaublichen wie unmöglichen Geschäftsidee zur nächsten hangelt und am laufenden Band scheitert.

100 Minuten Angelo am Stück

Das kennen Angelo-Fans bereits von der Comedy-Serie „Positive Sinking“, die Heinemann jetzt zu einem Film ausgebaut hat. 100 Minuten Angelo am Stück, 100 Minuten Sprüche wie „Ich such keinen Job, der Job sucht mich“, „Gnocchi ist der Kloß des kleinen Mannes“ oder „Das Leben hat kein Geländer. Halt dich dran fest“, 100 Minuten Gehetze zwischen Arbeitsamtsbesuchen und Weißwurst kochen im Teewasser.

Kann das gut gehen? Es geht gut. Das lässt sich schon am offensichtlich amüsierten Premierenpublikum erkennen, das die schrägen Eskapaden des tragischen Filmhelden und seine schier ausweglosen Kämpfe um Erfolg und Geld („ich bau‘ mir grad ein Imperium auf“) mit Gelächter goutiert.

Es liegt aber auch an Angelos Mitspielern, die so ganz anders sind. Sein bester Kumpel Oshi, gespielt von Markus Hammer, gewährt Angelo mietfreien Unterschlupf und erträgt seinen mittel- wie rastlosen Männer-WG-Mitbewohner mit viel Spiritismus und Buddhismus. Seine Hilfsbereitschaft begründet er damit, dass jeder Mensch ein Karma-Konto habe, auf das er einzahlt, wozu Angelo banalerweise nur einfällt, dass da mancher wohl „im Dispo“ läge.

Ganz frei vom Ideen-Wirrwarr seines Freundes, ist allerdings auch Oshi nicht. Er lädt seine „Ex“ zu einer großen Scheidungsparty.

Ein Film mit sozialer Komponente

Und überraschenderweise hat der Film auch eine soziale Komponente. Angelo sieht sich plötzlich mit seinem Sohn konfrontiert, von dem er bislang nichts wusste und der ein großes Problem hat: Ihm fehlt ein Wachstumshormon, weshalb Angelo schweineteure Medikamente beschaffen muss. Sein Junior Johnny, gespielt von Jasper Barwasser, ein Neffe von Frank Markus Barwasser, gefällt als unaufgeregter Gegenpart zu seinem besserwisserischen Vater, bei dem er am Ende aber dennoch bleiben möchte.

Wie am Ende überhaupt alles gut wird. Denn unglaublicherweise zündet endlich eine seiner Geschäftsideen: Eine Meditations-CD für die perfekte Stille. Die Scheibe ist nichts anderes als ein leerer CD-Rohling mit „Perfect Silence“-Aufdruck. 8000 dieser Dinger kann er dem Schweige-Guru Bob Schweiger andrehen und ist alle Geldsorgen los.

Die Musik ist zentral

Der Film lebt nicht zuletzt von seiner Musik. Die arabisch anmutenden Klänge ziehen den Zuschauer schwungvoll bis zum Ende, das noch keines sein soll. Laut Filmemacher Heinemann denkt er bereits über eine Fortsetzung der Geschichte von Angelo Sommerfeld nach, die er als Kultfigur aufbauen möchte. Zuerst aber geht „Perfect Silence“ auf eine Reise durch kleinere Kinos. Und die beginnt im März in Unterfranken. Wo auch sonst, wenn nicht hier.

Tipp: „Perfect Silence“ wird noch einmal beim Internationalen Filmwochenende an diesem Sonntag gezeigt: um 19 Uhr im Vogel Convention Center (VCC), Max-Planck-Straße 7-9. Das Filmfestival geht noch bis einschließlich Sonntag. Infos unter: www.filmwochenende.de

Die Hauptakteure (von links): Martin M. Eschenbach (Angelo), Regisseur und Autor Thomas Heinemann, Markus Hammer (Oshi) und Jasper Barwasser (Johnny) mit seiner Filmmutter Silke, gespielt von Britta Hübel.
Foto: Thomas Obermeier | Die Hauptakteure (von links): Martin M. Eschenbach (Angelo), Regisseur und Autor Thomas Heinemann, Markus Hammer (Oshi) und Jasper Barwasser (Johnny) mit seiner Filmmutter Silke, gespielt von Britta Hübel.
 
Themen & Autoren / Autorinnen
Würzburg
Holger Welsch
Filme
Kult
Sprüche
Thomas Heinemann
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen