Paul Auster ist wieder da, wo alles begann. In dem autobiografischen Essay „Die Erfindung der Einsamkeit“ verarbeitete der US-Autor vor rund 30 Jahren die Beziehung zu seinem gestorbenen Vater – sein erster großer Erfolg. Inzwischen ist Auster 66 Jahre alt und gilt als einer der wichtigsten Autoren der USA. Er hat zahlreiche Bestseller geschrieben, Dutzende von Auszeichnungen bekommen und wird immer wieder als Kandidat für den Nobelpreis gehandelt. Und genau jetzt kehrt er mit einem zweiten autobiografischen Essay wieder zum Anfang zurück: „Winter Journal“.
Äußerst detailgenau
Diesmal setzt sich Auster mit dem Tod seiner Mutter auseinander und blickt – mal fröhlich, mal traurig, mal abgeklärt, mal melancholisch – auf sein Leben zurück. „Du fragst dich: Wie viel Mal wirst du noch aufwachen? Eine Tür hat sich geschlossen. Eine andere hat sich geöffnet. Du bist in den Winter deines Lebens eingetreten.“ Der Band könne als „eine Art Buchstütze“ für „Die Erfindung der Einsamkeit“ gelesen werden, schrieb die „New York Times“. Dem Vergleich mit seinem Vorgänger halte er allerdings nicht stand, „es fehlt der Kick“.
Auster zieht Bilanz – äußerst detailgenau. Alle Häuser und Wohnungen, in denen er gelebt, alle Frauen, die er geliebt hat, alle Baseball-Spiele, bei denen er als Kind auf dem Platz stand. An seinen besten Stellen ist das Buch spannend, mitreißend, anregend. Es malt ein Bild des New Yorks der vergangenen Jahrzehnte, von Austers Geburtsstädtchen Newark auf der anderen Seite des Hudson River – und ist eine glühende Liebeserklärung an Austers zweite Frau, die Schriftstellerin Siri Hustvedt.
Paul Auster: Winter Journal (Henry Holt and Company, 240 Seiten, 26 Dollar, die deutsche Ausgabe erscheint am 20. September im Rowohlt Verlag)