
9,4 Millionen Euro hat sich der dänische Premium-Provokateur Lars von Trier sein vierstündiges Sex-Werk kosten lassen, das als Zweiteiler in die Kinos kommt und seit Monaten für Schlagzeilen sorgt. Sex verkauft sich, erst recht, wenn leibhaftige Stars blank ziehen und bei – vermeintlich echten – Intimitäten zu sehen sein sollen. Tatsächlich sprangen bei allen pikanten Szenen Porno-Darsteller als Doubles ein, den Rest besorgten digitale Tricks. Aufgeteilt in acht Kapitel geht es um den lüsternen Lebens- und Leidensweg der Nymphomanin Joe alias Charlotte Gainsbourg. Sie breitet in einer Kammer dem spröden Intellektuellen Seligman (Stellan Skargaard) rückblickend ihr ganzes Schicksal aus. „Ich bin ein schlechter Mensch“, gesteht Joe gleich zum Auftakt. Ihrem Chef (Shia LaBeouf) verdreht sie den Kopf und baut anschließend ein bestens organisiertes Netzwerk von Liebhabern auf, die im Stundentakt bei Joe (vorbei-)kommen – gespielt wird die jugendliche Heldin vom britischen Model Stacy Martin.
Dem gebildeten Herrn Seligman brummt bei all den Sex-Geschichten alsbald der Schädel, verfügt er selbst doch über keinerlei erotische Erfahrung. Dafür steuert er immer wieder Philosophisches bei. Von höherer Mathematik über Fliegenfischen bis zur Polyphonie bei Bach: Genital-Zirkus trifft Wikipedia-Wissen.
Bei aller Lust und Frust-Melancholie hat der Däne auch wieder ein Händchen für Humor: Wie die gehörnte Gattin samt Kindern dem frisch ertappten Ehemann den Marsch bläst, hat echte Comedy-Qualitäten. Und der ganze Sex, die Skandale? Halb so wild und eher gequält als lustvoll inszeniert. Zum provokativen Tabu-Knacker gerät erst die Fortsetzung in zwei Monaten: • • • ο ο ο
Cinemaxx Würzburg, Cineworld im Mainfranken Park