Als Mario Vargas Llosa 2010 den Roman „Der Traum des Kelten“ veröffentlichte, war ihm alle Aufmerksamkeit gewiss. Wenige Wochen zuvor hatte er den Literaturnobelpreis erhalten. Drei Jahre danach hat der inzwischen 77 Jahre alte Großschriftsteller einen neuen Roman vorgelegt.
Nach der Zeitreise in die Abgründe europäischer Kolonialgeschichte im „Kelten“ spielt „Ein diskreter Held“ im heutigen Peru. Erzählt werden zwei Geschichten: die des Fuhrunternehmers Felícito Yanaqué, der sich in der nördlichen Stadt Piura aus ärmsten Verhältnissen hochgearbeitet hat und den nun anonyme Schutzgelderpresser abzocken wollen, und die des steinreichen Geschäftsmanns Ismael Carrera in Lima, der mit seinen gut 80 Jahren die hübsche Haushälterin Armida heiratet, damit seine nichtsnutzigen Söhne nicht sein Vermögen erben. Beide Geschichten laufen nebeneinander. Felícito folgt der Mahnung seines verstorbenen Vaters, sich niemals herumschubsen zu lassen, und beschließt, der Schutzgeldmafia nicht einen einzigen Sol zu zahlen. Ismael verdrückt sich mit seiner jungen Frau auf Hochzeitsreise nach Europa und lässt seinen Geschäftsführer den Zorn der Söhne abfedern, die den alten Herrn für unzurechnungsfähig erklären lassen wollen.
Das „Meisterwerk“, als das der Verlag ihn anpreist, ist Vargas Llosas neuer Roman aber nicht. Als Verbrechensgeschichte ist er nicht so spannend wie „Das Fest des Ziegenbocks“ (2000), als Liebesgeschichte nicht so herzzerreißend wie „Das böse Mädchen“ (2006), und er schließt auch keine historischen Wissenslücken wie „Der Traum des Kelten“.
Mario Vargas Llosa: Ein diskreter Held (Suhrkamp, 381 S., 22,95 Euro)