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MÜNCHEN
Neuer Ruth-Rendell-Krimi: Ein Süßigkeiten-Süchtiger und ein Sonderling mit Engel
dpa
 |  aktualisiert: 09.10.2016 16:54 Uhr

Die Portobello Road im Londoner Stadtteil Notting Hill gilt als der schönste Straßenmarkt der Welt – behauptet Ruth Rendell. Und genau dorthin und in die nähere Umgebung hat die britische Krimi-Autorin (85) die Handlung ihres neuen Romans verlegt.

Es geht um das Schicksal dreier Männer, von denen der eine einen Batzen Geld verliert, der andere ihn findet und der dritte ihn gerne haben möchte. „Des Finders Lohn“ sieht schließlich so ganz anders aus, als man annehmen möchte. Im Mittelpunkt stehen Eugene Wren, ein erfolgreicher Galerist, der Kleinkriminelle Lance Platt und Joel Roseman, ein traumatisierter junger Mann, der mit sich und dem Leben nicht klarkommt, obwohl es ihm finanziell an nichts fehlt. Er ist es auch, der eine größere Summe Geld abhebt, aber eine Herzattacke erleidet und dabei sein Geld verliert.

Eugene findet es und sucht per Anschlag den Besitzer. Lance will es haben, kann aber die exakte Summe nicht nennen und muss unverrichteter Dinge wieder abziehen. Ob Zufall oder Vorsehung – alle drei sind von dem Moment an miteinander verbunden, ohne es wirklich wahrzunehmen. Eugene hat mit einer Sucht der besonderen Art zu kämpfen: Er ist versessen auf Süßigkeiten, die ihm allerdings Figurprobleme bereiten. Fortan bestimmt Chocorange, ein Bonbon ohne Zucker, sein Denken und Handeln.

Macken und Neurosen

Lance, ungeliebt von Eltern und anderen Verwandten, lebt von staatlicher Unterstützung und dem, was er bei seinen Beutezügen erobert. Und Joel, ein Sonderling, dem sein Vater die Schuld am Tod der Schwester gibt, macht eine Nahtoderfahrung, die ihm auf Dauer einen Engel beschert, der ihn mehr oder weniger in den Wahnsinn zu treiben droht.

Wie sich die drei Männer durch ihre komplizierte Existenz quälen, wie sie ihre Macken und Neurosen pflegen oder bekämpfen, wie ihnen nahestehende Menschen in ihren täglichen Lebenskampf eingebunden sind und wie sich alle gegen jede Unbill behaupten, das alles hat die großartige Ruth Rendell so überzeugend und spannend geschildert, dass man das Buch kaum aus der Hand legen kann.

Die mit Auszeichnungen überhäufte und von der Queen geadelte Autorin hat auch in diesem Roman wieder die perfekte Balance zwischen Wesensanalyse und Ursachenforschung gefunden. Und da er ein Krimi ist, geschieht auf der und um die Portobello Road herum auch allerhand Schlimmes. Das Ende der Geschichte ist so ganz anders, als es vielleicht mancher erwartet. Letztendlich aber bekommt jeder den Lohn, den er sich verdient hat.

Ruth Rendell: Des Finders Lohn (Blanvalet, 384 Seiten, 14,99 Euro)

 
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