
Dieser Film könnte ein großer Erfolg werden, beruht er doch auf dem Bestseller von Hape Kerkeling und ist top besetzt mit Devid Striesow, Martina Gedeck und Annette Frier. Kerkelings Jakobsweg-Erlebnisbericht hat sich laut Verlag mehr als fünf Millionen Mal verkauft, es gilt als das erfolgreichste deutsche Sachbuch der Nachkriegszeit. Im Buch schildert der Komiker nach Hörsturz und Gallenblase-Entfernung seine Pilgerreise in Spanien: Er wanderte im Jahr 2001 fast 800 Kilometer, schummelte hier und da ein bisschen mit Bus oder Taxi, nächtigte lieber in Hotels statt Massenherbergen, beobachtete die anderen Pilger, hatte eine Begegnung mit Gott, wie er es andeutete, freundete sich mit zwei Frauen an und gelangte schließlich beseelt nach Santiago de Compostela.
Das alles wäre womöglich tiefgründig und still verfilmbar gewesen. Doch die Regisseurin Julia von Heinz („Hannas Reise“, „Hanni und Nanni 2“) hat 90 fast quälende Minuten geschaffen. Ständig redet die Figur Kerkeling aus dem Off, verbreitet ihre „Erkenntnisse des Tages“, die irgendwo zwischen Poesiealbum-Eintrag und Kalenderspruch liegen. Das mag sich im Buch philosophisch lesen, im Film wirkt es eher peinlich.
Hinzu kommt, dass viele Figuren Abziehbilder bleiben. Fans, denen Kerkeling begegnet, werden geradezu lächerlich gemacht. Das Drehbuch hat große Schwächen. Die Geschichte von Mitpilgerin Stella (Martina Gedeck) zum Beispiel wird erst ab der zweiten Hälfte und dann auch nur halbherzig erzählt. Und Momente, die anrühren könnten, sind mit Musik zugekleistert. Trotzdem schlägt sich Striesow wacker, man nimmt ihm den Kerkeling ab – ob am Anfang verfettet beim Zusammenbruch oder später weinend beim Wandern. Auch Katharina Thalbach ist als Hapes „Omma“ in den Rückblenden herzerwärmend. Über Striesow sagte Kerkeling: „Ich bin ein wenig angerührt von der Art und Weise, wie er mich darstellt. Dass er mich so sieht, macht es mir möglich, mich meiner Person noch einmal ganz anders anzunähern.“ Er selbst habe die Hauptrolle nie übernehmen wollen, betonte Kerkeling: • • ο ο ο ο G.K.
Cinemax Würzburg, Cineworld im Mainfrankenpark, Filmwelt Schweinfurt, Weltbio Schweinfurt, KuK Schweinfurt, Starlight Bad Neustadt, Roxy Wertheim, Stadtsaal-Lichtspiele Bad Königshofen, Universum Bad Kissingen, Movie Marktheidenfeld (FSK ab 0)
Im Internet sind Nachwuchs-Entertainer mit großem Erfolg unterwegs. Zu den Stars gehören „Die Lochis“. 1,7 Millionen mutmaßlich junge Menschen haben deren Youtube-Auftritt abonniert. „Die Lochis“ sind Heiko und Roman Lochmann aus Riedstadt bei Darmstadt. In ihren Videos parodieren die 16-jährigen Zwillinge Musikvideos, drehen eigene Witz-Clips, klären Fan-Fragen und singen sogar. Seit 2011 ist ihr Kanal online. Mit „Bruder vor Luder“ wagen die Brüder nun den Sprung ins Kino. In der knapp 90-minütigen Teenie-Komödie spielen die „Lochis“ sich selbst. Es geht um ihr erstes großes Konzert, doch die Schwestern Jessy (Milena Tscharntke) und Bella (Tara Fischer) kommen dazwischen. Neben Durchfall beim Date, Viagra im Schwimmbad und flachen Rollstuhl-Witzen im Park kommt also auch die Liebe zum Zug: • ο ο ο ο ο
Cinemaxx Würzburg, Cineworld im Mainfrankenpark, Filmwelt Schweinfurt (FSK ab 6)
Ein Sherlock-Holmes-Film ohne Krimihandlung? Regisseur Bill Condon macht's möglich. In „Mr. Holmes“ arbeitet ein alternder Meisterdetektiv seinen bewegendsten Fall auf. Der Film spielt im Jahr 1947, Holmes (gespielt von „Gandalf“-Darsteller Ian McKellen) ist 93 Jahre alt und lebt mit seiner Haushälterin Mrs. Munro (Laura Linney) und deren Sohn Roger (Milo Parker) zurückgezogen auf seinem Landsitz in der englischen Grafschaft Sussex und züchtet Bienen. Auf seine alten Tage will er sich aber unbedingt an den Fall erinnern, der ihn einst dazu brachte, sich aus dem Detektivgeschäft zurückzuziehen. Doch mehr als die Tatsache, dass es um eine schöne, blonde Frau mit traurigen Augen ging, fällt ihm einfach nicht ein – bis ihm der junge Roger auf die Sprünge hilft. Das ist ganz großes Kino: • • • • • ο
Cineworld im Mainfrankenpark, Central Würzburg (FSK ab 0)