
Eisig grüne Augen und knallrote Lippen, spitze Ohren und scharfkantige Wangenknochen, wallendes Cape und imposantes Hörnerpaar: Eine erhabene, eindrucksvolle Gestalt ist das, faszinierend und furchteinflößend zugleich. Mühelos kontrolliert sie die Naturgewalten, gewinnt Schlachten im Alleingang, beherrscht jede Schlosshalle, die sie betritt: eine Furie des Feenreichs, eine Meisterin aus dem Märchenwald.
In der Dornröschen-Neuverfilmung „Maleficent – Die dunkle Fee“ stattet Angelina Jolie die Rolle der bösen Fee mühelos mit Autorität, Charisma, ja Grandeur aus: Sie erstrahlt, ganz Kinogöttin, wie eine dunkle Fantasy-Domina. Und Jolie legt, das ist der Kniff dieser Neuverfilmung, die eher eine Neuerfindung ist, die Heldin keineswegs bloß als finster an, sondern erfüllt sie zugleich mit Melancholie und Ambivalenz. Irgendwo steckt ein Engel in dieser Teufelin, und deshalb dürfen wir, Fluch hin oder her, hemmungslos mit ihr sympathisieren.
Den Dornröschen-Mythos stellt Jolie gleichsam auf den Kopf, weil sich die Story nicht auf die Königstochter, sondern auf ihre Gegenspielerin fokussiert und die bekannten Elemente weit in den Hintergrund rückt. Während der schwungvollen Einleitung stellt sich vor allem die Frage, wie die junge Maleficent, ein sonniges und lebenslustiges Geschöpf, sich jemals in die titelgebende Fee verwandeln könnte. Die Antwort erinnert eher an die Ballade von den beiden Königskindern als ans Grimmsche Märchen: aus Enttäuschung darüber, dass die Liebe zwischen einem geflügelten Fabelwesen und einem ehrgeizigen Menschensohn nicht stark genug ist, um die Grenze zwischen ihren Welten zu überwinden.
So erzählt der Film, hübsch modern und politisch korrekt, vor allem davon, dass jeder seine Gründe hat und dass Schmerz die Wurzel aller Grausamkeit ist. Regisseur Robert Stromberg setzt voll und ganz auf Schauwerte und sinnliche Erfahrungen, auf die spektakuläre Erschaffung eines ganz neuen Kosmos, der zwar von Ferne an „Avatar“, „Herr der Ringe“ und andere 3-D-Epen erinnert, im Grunde aber das Kunststück schafft, frisch und originell zu wirken. Dass Walt Disney Pictures das 200-Millionen-Dollar-Projekt einem Debütanten anvertrauten, kann nur auf den ersten Blick überraschen: Stromberg ist seit Jahrzehnten erfolgreicher Ausstatter und Effektspezialist (er gewann Oscars für „Alice im Wunderland“ und „Avatar“), und auf genau diese Kombination kommt es bei „Maleficent“ an.
Überzeugend gelingt es Stromberg, die Grenze zwischen Real- und Animationsfilm aufzuheben, extrem künstliche und zugleich wunderschöne Bilder zu erfinden – und nicht zu vergessen, dass immer noch Emotionen die Basis für jedes gute Märchen sind. Der Film hat das Zeug zum Disney-Klassiker: • • • • • ο
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