Der Mensch an sich, ob Kind oder erwachsen, mag es zu staunen. Illusionen, Traumwelten, wir alle lassen uns gerne verführen und zum Träumen bringen. Dem Alltag entfliehen, sich nicht nur berieseln, sondern im Idealfall auch erstaunen lassen, das ist es, was man sich von einer guten Show erhofft.
In diesem Sinne war die technisch perfekt gemachte Choreografie des amerikanischen Tänzers und Choreografen Anthony Heinl mit seinem eVolution Dance Theater ein gelungener Auftakt für den diesjährigen Schweinfurter Nachsommer. Ein schöner Abend voller gut gemachter Illusionen, von denen man zu Hause gerne erzählt und sich fragt, wie sie entstanden sein könnten.
Dass ihnen in der einen oder anderen Szene der Tiefgang fehlt, Heinl gelegentlich auch dazu tendiert, die naheliegenden Pointen auch noch mitzunehmen, ist insofern zweitrangig, als es auch nicht sein Anspruch ist, es anders zu machen.
Anthony Heinl spannt bewusst keinen stringenten Handlungsbogen über die insgesamt 13 Szenerien, sondern will vielmehr durch seinen Bilderreigen eine intuitive Traumwelt erbauen.
Heinl ist zwar im modernen Tanz ausgebildet, seine in Rom basierte Compagnie hat aber einen ausgeprägten Hang zur Akrobatik. Und ob das, was Heinl als selbst ernanntes Enfant terrible der Tanzszene inszeniert, wirklich die suggerierte Evolution des modernen Tanzes ist, sei dahingestellt.
Diese Überlegungen sind aber Rosinenpickerei. Heinl gelingen immer wieder interessante Bildkompositionen, insbesondere, wenn die Tänzerinnen und Tänzer mit speziellen Anzügen tanzen, auf denen Körperformen in Neonfarben für besondere Effekte sorgen. Inszenierungen wie „Run“, „B-Light“ oder „Quark" waren besonders gelungen.
Es war vor allem nach der Pause ein streckenweise beeindruckender Abend, in dem die Kunst der Lichtmalerei und der Einsatz des Schwarzlichtes in Perfektion gezeigt wurden, sich sogar poetische, im Gedächtnis haften bleibende Bilder ergaben – was angesichts der Reizüberflutung durch Fernsehen und Internet schon eine Kunst für sich ist.
Auf der Lichtwand wird in Neongrün erst eine Gartenlandschaft gemalt mit Baum, Blumen, Katze und Mond, später ist im Hintergrund der Schattenriss einer der Tänzerinnen zu sehen, das Werk fließt zu einem großen Ganzen zusammen, ein intuitiver Bilderreigen, der „Night Garden“. Am Ende zu Recht stehend dargebrachte Ovationen und die Vorfreude auf einen Nachsommer, der die Zuschauer hoffentlich weiter so leichtfüßig zum Staunen bringt.
Schweinfurter Nachsommer
Das nächste Konzert beim Schweinfurter Nachsommer ist der Auftritt von Viva Voce am 15. September in der SKF-Halle 411. Es ist bereits ausverkauft. Bis 28. September gibt es insgesamt acht weitere Veranstaltungen.
Tickets bekommt man in der Geschäftsstelle des Schweinfurter Tagblatts, Schultesstraße 19a, in Schweinfurt und bei der Main-Post-Geschäftsstelle in der Plattnerstraße in Würzburg sowie unter www.nachsommer.de