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SCHWEINFURT
Nachsommer: Poesie und ganz viel Optimismus
Oliver Schikora
 |  aktualisiert: 03.12.2019 10:00 Uhr

Was für ein wunderbarer Abend, was für eine tolle Sängerin, was für eine fantastische Band: Anna Depenbuschs Auftritt war der bisherige Höhepunkt des Schweinfurter Nachsommers. Ein Konzertabend voller Poesie, Spielfreude und Esprit. Ein Abend, den man lange im Gedächtnis behalten wird.

Als „hoffnungslose Optimistin“ bezeichnet sich die 39-jährige Sängerin und Klavierspielerin aus Hamburg gerne und dieses Lebensgefühl vermittelt sie in ihren zwischen Chanson, Jazz und auch ein bisschen Rock changierenden Songs. Jetzt könnte man behaupten, angesichts der Weltlage ist das einigermaßen naiv. Das stimmt nicht, denn Anna Depenbusch ist alles andere als naiv. Ihre Weltsicht ist nicht rosarot, sondern bunt gesprenkelt. Sie ist eine Liedermacherin, die genau beobachtet, die weiß, wie die Welt tickt, die auf Kleinigkeiten achtet, sie wahrnimmt und in Musik von großer Komplexität und gleichzeitiger Klarheit verwandelt.

Dazu kommt eine ansprechende Bühnenshow, die den Songs entsprechend Chanson-Ambiente im Kerzenschein oder Rock-Ambiente im grellen Scheinwerferlicht vermittelt. Und, ganz besonders wichtig, sehr gut abgemischt, was bei den bisherigen Nachsommer-Konzerten nicht immer der Fall war.

Es geht das Gerücht, dass sich ihre Freunde und Familie manchmal schon nicht mehr trauen, etwas aus ihrem Leben zu erzählen, weil sie fürchten, in einem Depenbusch-Song zu landen – „das stimmt“, sagt sie dann und lächelt so charmant, dass ihr sicher niemand böse ist, am Ende doch Teil eines Liedes geworden zu sein. Ob in „Tim liebt Tina“ über den alltäglichen Beziehungsstress oder in „Engel“, jenem wunderbaren Lied über einen kleinen Jungen aus ihrer Nachbarschaft, der sich Sorgen macht, ob es Engel wirklich gibt – Depenbuschs Lyrik ist nachdenklich, einfühlsam und ja, natürlich, immer optimistisch.

Auf der Reeperbahn gestählt

Die Bandbreite ihrer Stimme ist beachtlich: leise, sanft, groovig, rockig, rauchig, rotzig. Die Stimme scheint unkaputtbar, vielleicht weil Depenbusch sie schon als junge Frau drei Mal die Woche in einem Live-Club auf der Reeperbahn stählte und gemeinsame Auftritte mit dem großen Roger Cicero hatte. Die harte Schule hilft manchmal.

Und sie hat eine Band, der sie, auch wenn immer klar ist, wer hier die Chefin auf der Bühne ist, den nötigen Raum lässt, ihr Können zu zeigen. „Von A bis Z, das Alphabet der Anna Depenbusch“, heißt die derzeitige Tournee. Dazu gehören nicht nur über 20 Lieder von allen bisherigen Platten, sondern auch die Musiker, die A und Z des Depenbusch-Musiversums sind – der Rahmen, der alles zusammenhält. Gitarrist Ulrich Rode, Bassist Oliver Karstens, Drummer Sönke Reich und die Multi-Instrumentalistin Anne de Wolff spielen mit einem Esprit, der das Publikum mitreißt. Einziger kleiner Wermutstropfen aus Veranstaltersicht: Es war bei weitem nicht ausverkauft. Die, die nicht da waren, haben einen Fehler gemacht: Anna Depenbusch ist eine der besten deutschen poetischen Liedermacherinnen der Gegenwart.

 
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