Er gehörte zu den bekanntesten Stimmen der deutschen Literatur: Der Schriftsteller und Übersetzer Harry Rowohlt ist nach langer schwerer Krankheit im Alter von 70 Jahren in Hamburg gestorben. Das bestätigte sein Agent Ertu Eren. 2007 hatte Rowohlt berichtet, an einer unheilbaren Erkrankung des Nervensystems zu leiden.
Harry Rowohlt galt als Multitalent. Er war Übersetzer zahlreicher Bücher aus dem Englischen, Vorleser, Autor (u. a. die Kolumne „Pooh's Corner“ in der „Zeit“), Original, Botschafter des irischen Whiskeys und seit 20 Jahren der „Penner“ aus der Fernsehdauerserie „Lindenstraße“. Seine Markenzeichen waren die widerspenstige Mähne und der eindrucksvolle Bart.
Geboren wurde Harry Rowohlt am 27. März 1945 in Hamburg als Sohn des Verlegers Ernst Rowohlt und der Schauspielerin Maria Pierenkämper. Nach dem Abitur war er Lehrling im Suhrkamp Verlag. Danach volontierte er kurz bei Rowohlt, fand es aber „schrecklich“, wie er wiederholt erzählte. Gegen den Willen des Vaters stieg er nicht ins Familienunternehmen ein, sondern ging in die USA.
Zurückgekehrt nach Deutschland, verdiente er sich seinen Lebensunterhalt mit Werbetexten. Mit der Übersetzung des Kinderbuches „The last Man alive“ wurde er schlagartig bekannt. Unter dem Titel die „Grüne Wolke“ schaffte das Werk 1971 als erstes Kinderbuch den Sprung in die „Spiegel“-Bestsellerliste. Rowohlts Übersetzungen von „Winnie-the-Pooh“ (Pu der Bär) wurden ebenso hoch gelobt wie seine Übertragungen amerikanischer Literatur ins Deutsche. Als Kolumnist und Vortragskünstler war Rowohlt viele Jahre fast ebenso gefragt wie als Übersetzer.
Viele Jahre in „Lindenstraße“
Rowohlt, der mit seiner Frau Ulla in Hamburg-Eppendorf lebte, wurde auch als Vorleser und Schauspieler einem großen Publikum bekannt. So wurde er unter anderem für sein sechsteiliges Hörbuch „Pu der Bär“ ausgezeichnet, außerdem erhielt er den Sonderpreis des Deutschen Literaturpreises für sein Gesamtwerk.
Im Fernsehen war Rowohlt seit vielen Jahren in der „Lindenstraße“ zu sehen – als Penner Harry. Die Rolle erhielt er, weil er auf die Frage einer Zeitschrift nach seinem Lieblingsrestaurant vom „Akropolis“ in der „Lindenstraße“ sprach. Prompt erhielt Rowohlt die kleine Rolle und wurde festes Ensemblemitglied.