Die letzten zehn Jahre im ersten halben Jahrhundert des Mainfranken Theaters waren maßgeblich bestimmt von der überfälligen Sanierung des Gebäudes und der Theatertechnik. Es wurde heftig diskutiert und intensiv gestritten, bis der Stadtrat im August 2015 einer großen Sanierungslösung zustimmte. Rund 50 Millionen Euro soll die Ertüchtigung und Erweiterung des Hauses um eine zweite Spielstätte mit 330 Plätzen kosten.
Die Beendigung der langwierigen Diskussion war die erste gute Nachricht. Die zweite brachte dann im Juni 2016 Bayerns Finanzminister Markus Söder mit nach Würzburg. Bei der Eröffnung des Mozartfests verkündete er, dass der Freistaat drei Viertel der Sanierungskosten übernehmen werde.
Doch ehe der erste Bauarbeiter anrückt, müssen umfangreiche bürokratische Vorarbeiten geleistet werden. Derzeit ist man fieberhaft damit beschäftigt, eine europaweite Ausschreibung für das Vergabeverfahren einer Vorplanung auf den Weg zu bringen. Bisher liegt eine Machbarkeitsstudie vor, die dafür bis ins kleinste Detail ausgearbeitet werden muss, berichten Intendant Markus Trabusch und der kaufmännische Geschäftsführer Dirk Terwey. Die komplexe Ausschreibung soll noch in diesem Jahr auf den Weg gebracht werden, so Terwey.
Schon der kleinste Fehler könnte die Förderung infrage stellen, erläutert Markus Trabusch. Das erst vor kurzem EU-weit neu beschlossene Verfahren ist damit auch für das Theater Neuland, denn es hat bisher kaum Anwendung gefunden, es gibt keine Referenzprojekte. Im Mittelpunkt steht Transparenz: Alle geforderten Leistungen müssen ausführlich und verständlich dargelegt sein.
Ob der Verfasser der Machbarkeitsstudie, das Hamburger Architekturbüro Jörg Friedrich, auch das Planungsteam für die tatsächliche Umgestaltung stellen wird, ist derzeit offen. Die Studie ist aber Grundlage der Ausschreibung und gilt daher auch für jedes andere Planungsteam. Intendant und Geschäftsführer gehen davon aus, dass die Sanierung nach Ende der Spielzeit 2018/19 beginnt. Dann soll zunächst an der Vorderseite des Gebäudes die neue Spielstätte errichtet werden. Wenn anschließend das Große Haus in Angriff genommen wird, dient der Neubau als Übergangsbühne. Ab 2022 soll das runderneuerte Mainfranken Theater wieder komplett genutzt werden können.
Für den bestehenden Theaterbau finden Terwey und Trabusch viele lobende Worte. Ein neues Theater zu bauen sei 1966 eine mutige Entscheidung gewesen. „Das Haus strahlt durch seine Offenheit, Helligkeit und Transparenz einen demokratischen Geist aus“, sagt Markus Trabusch. Auch besitze es eine „kluge Funktionalität“, nur sei nach 50 Jahren „der Lack ein Stück weit ab“.
Dirk Terwey stimmt dem Intendanten zu: „Das Theater ist ein Haus der Bürgerschaft als Bekenntnis zur damaligen zeitgenössischen Kultur.“ Damit hätten die Würzburger ein Ausrufezeichen gesetzt.
„Das Theater ist aber auch eine Maschine“, sagt der Intendant und meint damit die Theatertechnik. Die stoße inzwischen immer häufiger an ihre Grenzen, worunter auch Aufführungen leiden: „Deshalb arbeiten wir mit Hochdruck an diesem Thema.“