Ins Congress Centrum war das Philharmonische Orchester Würzburg umgezogen, um alle Musiker auf der Bühne unterbringen zu können, die für das 5. Sinfoniekonzert erforderlich waren: Anton Bruckners Sinfonie Nr. 8 in c-Moll in der Fassung von 1890 ist nicht nur ein monumentales Werk, sondern erfordert auch eine ganz große Besetzung, egal ob bei den Streichern oder innerhalb der Bläser mit acht Hörnern beziehungsweise Wagnertuben.
Ein Orchester, das nahezu über sich hinaus wuchs, ein Dirigent Enrico Calesso, der musikalische Welten zu umarmen schien, und die akustischen Rahmenbedingungen des Frankonia-Saals ermöglichten eine derart füllige, wuchtige, aber auch differenziert filigrane Klangentfaltung, dass man von Anfang an überwältigt war.
Calesso sortierte das opulente Spiel mit Farben und Registern, baute an Klangtürmen, durchquerte kongenial den Gedankenkosmos des Komponisten, der, verunsichert durch einen ihm wichtigen Kritiker, die Erstfassung des Werkes nochmals überarbeitet hatte. Über schimmernden Streicherflächen schwebten Bläsermelodien, arabeskenhafte Motive lösten sich behutsam. Dann bereitete das Orchester ein Bad aus reinstem Klanggenuss, Musik umspülte die Sinne.
Der Dirigent führte mit sicherer Hand durch die verwinkelten Pfade der Harmonik
Trotz der Imposanz in Besetzung und Faktur gelang Calesso eine durchwegs durchsichtige, strukturierte und verfolgbare Interpretation. Das Scherzo ließ er heranzüngeln, auflodern, Glutnester bilden, ließ Leidenschaft und Inbrunst erkennen; den Mittelteil nahm er genießerisch, erlaubte den Harfen singend und verspielt hervorzutreten.
Mut zu Unendlichkeit, zu Zeitlosigkeit im Adagio nicht nur bei Bruckner: Voller Hingabe widmete sich das Orchester einer Zelebration, deren spirituelle Epik und andachtsvolle Haltung sich unmittelbar auf den Hörer übertrug. Auch hier führte der Dirigent mit sicherer Hand durch die verwinkelten Pfade und Abzweigungen der harmonischen Entwicklung, ermöglichte ein bruchloses Gleiten durch den verwunschenen Zauberwald der Brucknerschen Fantasie.
Immer wieder drehten Calesso und die Philharmoniker an der Schraube der Dynamik, steigerten die Intensität, federten den Spannungsaufbau wieder ab, um dann doch in orgiastischen Entladungen zu explodieren. Heroisch, ja bombastisch die Anfangsgeste des ausladenden Finalsatzes, der Werk und Abend resümierte. Tief beeindruckt durfte man nach Hause gehen, hatte man doch Welten durchquert: Mystik und Andacht, Pracht und Glanz, Apokalypse und Ekstase vereinten sich an diesem Abend. Eine Leistung, vor der man sich verneigen muss.