zurück
BAMBERG
Muttergottes in Schlafanzughose am Laptop
Von dpa-Korrespondentin Kathrin Zeilmann
 |  aktualisiert: 24.03.2013 19:04 Uhr

Maria in Schlafanzughose am Laptop, Maria wartend an einer versifften Bushaltestelle, Maria fast kokett mit einer Lilie im Haar: Wie würde sie heute ablaufen, die biblische Erzählung von der Verkündigung? Das ist eine Frage, die eine Ausstellung im Bamberger Diözesanmuseum stellt. 53 zeitgenössische Kunstwerke von 53 Künstlern sind zu sehen; Kuratorin ist die Berliner Kunsthistorikerin Sabine Maria Hannesen, die sich seit zehn Jahren mit dem Thema „Das Ave Maria in der Kunst“ befasst.

Die Kunstgeschichte kennt zahlreiche berühmte Darstellungen jener Szene, in der der Erzengel Gabriel Maria die Botschaft überbringt, sie werde die Mutter des Herrn. Aber wie verhalten sich moderne Künstler zu dieser Geschichte, für die es keinen historischen Beweis gibt, die aber zum Glaubensgut des Christentums gehört?

Die Antworten der Kunst sind vielfältig. Da sei es eben Thema, wie Verkündigung heute geschehen könne, sagt Hannesen. Auf einer Fotomontage sind zwei Handys zu sehen, in die der Dialog zwischen Engel und Maria in zwei SMS gepresst wird. Und es gibt verstörende Anblicke. In einem Werk wirkt Maria wie ein Sack Müll. Eine Passage aus dem „Magnificat“ wird hier auf die Spitze getrieben. Maria sagt über Gott: „Denn auf die Niedrigkeit seiner Magd hat er geschaut.“ Ganz schön mutig für ein katholisches Haus. „Es gibt bei uns keine Berührungsängste mit der modernen Kunst“, sagt Museumschef Holger Kempkens. Man verfolge zwar keine eigene Sammlertätigkeit auf diesem Feld, versuche aber mit Sonderausstellungen, zeitgenössische Werke ins Haus zu holen.

Im vergangenen Jahr gab es zur 1000-Jahr-Feier des Doms moderne Kunst im Gotteshaus. Nun also Maria. „Nicht jedes gezeigte Werk wird jedem Besucher gleich gut gefallen, aber sicher kann man ohne Übertreibung sagen, dass man den ausgestellten Werken die tiefe, ja existenzielle Auseinandersetzung der Kunstschaffenden mit einer bestimmenden Wirklichkeit ansieht“, sagt Norbert Jung, der die Hauptabteilung Kunst und Kultur im Ordinariat der Erzdiözese leitet. Die modernen Kunstwerke korrespondieren mit historischen Exponaten aus den Beständen des Museums oder aus Kirchen des Erzbistums Bamberg. Zu sehen sind etwa spätmittelalterliche Arbeiten aus der Werkstatt von Veit Stoß oder ein altes Messgewand, auf das die Verkündigungsszene gestickt ist. Die Mutter Jesu erfährt in der katholischen Kirche besondere Verehrung. Die Verkündigung markiert den Beginn der Menschwerdung Christi.

Klar wird: Die Verkündigungsszene lässt sich unterschiedlich deuten. Ist Maria ängstlich? Ist sie mutig? Wer hat das Heft des Handelns in der Hand? Heimo Ertl zeigt in einer Skulptur die Angst Mariens, wenn der Engel naht. „Sie wehrt erst ab, sie ist mit dem Rücken zur Wand“, sagt er. Der Engel ist nicht weihnachtlich-niedlich mit Goldhaar, sondern „ein kraftvoller Bote. Es ist der Einbruch Gottes in die Welt“.

Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag 10–17 Uhr. Bis 28. Juli.

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Bibel
Diözesanmuseum Bamberg
Erzählungen
Jesus Christus
Lilien
Mutter Jesu Maria
Notebooks
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen