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Würzburg
Musikhochschule: Russinnen und Ukrainer musizieren gemeinsam für Geflüchtete
Benefizkonzert in Würzburg: Russische und ukrainische Musikerinnen und Musiker wollen gemeinsam Geld sammeln, vor allem aber zeigen, dass es keinerlei Gründe für Feindschaft gibt.
'Es gibt keine Rechtfertigung für diesen Krieg.' Die Pianistin Tatiana Orlova (links) bildet mit ihrer Schwester Yulia das Orloff-Duo.
Foto: Orloff Duo | "Es gibt keine Rechtfertigung für diesen Krieg." Die Pianistin Tatiana Orlova (links) bildet mit ihrer Schwester Yulia das Orloff-Duo.
Mathias Wiedemann
 |  aktualisiert: 08.02.2024 18:58 Uhr

Mit Musik aus ganz Europa wollen am Samstag, 12. März, junge Musikerinnen und Musiker in der Hochschule für Musik in Würzburg Geld für die Flüchtlingshilfe der Stadt für die Ukraine sammeln. Unter ihnen sind Studierende aus der Ukraine und aus Russland, die unter dem Titel "Gemeinsam" musizierenderweise zeigen wollen, dass sie friedlich und freundschaftlich miteinander umgehen. Headliner des kurzfristig auf die Beine gestellten Benefizkonzerts ist der bekannte Pianist und Hochschulprofessor Bernd Glemser, der Werke von Bach und Chopin spielen wird.

"Eine Demonstration und ein Signal", sagt Hochschulpräsident Christoph Wünsch. "Wir haben ganz bewusst auch russische Musikerinnen gefragt." Acht Studierende aus der Ukraine seien derzeit an der Hochschule eingeschrieben, zehn aus Russland. "Sie begegnen einander ständig in gemeinsamen Projekten, im Sinfonieorchester oder bei der Kammermusik. Da gibt es keinerlei Probleme."

Hochschulpräsident Christoph Wünsch: 'Wir haben ganz bewusst auch russische Musikerinnen gefragt.'
Foto: Christoph Weiß | Hochschulpräsident Christoph Wünsch: "Wir haben ganz bewusst auch russische Musikerinnen gefragt."

Die beiden Geiger Nazar Totovytskyi und Ibrayim Bairam-Ali kommen aus der Ukraine. Sie spielen eine dramatische und virtuose Sonate für zwei Violinen der belgischen Geigenlegende Eugène Ysaÿe. Ibrayim Bairam-Ali wurde 1996 in Kiew geboren. Dort besuchte er das Musikgymnasium, seit 2014 studiert er in Deutschland, derzeit in der Klasse von Sören Uhde an der Würzburger Musikhochschule.

Tägliche Demonstrationen gegen die Besatzer in Cherson

Seine Eltern waren 1991 aus der Türkei in die Ukraine eingewandert. Heute leben sie auf der Krim, die seit 2014 von Russland besetzt gehalten wird. Ein Onkel und eine Tante leben etwas nördlich davon in der Hafenstadt Cherson. Hier sind die Russen vor einer guten Woche einmarschiert, Medien berichten von täglichen Demonstrationen der Einwohner gegen die Besatzer.

Die beiden ukrainischen Geiger Nazar Totovytskyi und Ibrayim Bairam-Ali.
Foto: Sebastian Grébille, Petro Kozak | Die beiden ukrainischen Geiger Nazar Totovytskyi und Ibrayim Bairam-Ali.

"Meine Familie hat keine Möglichkeit zu fliehen, und ich habe keine Möglichkeit, ihnen zu helfen", sagt Ibrayim Bairam-Ali. Es sei auch schwer, den Kontakt zu halten, "das Netz ist oft sehr schlecht". Die Vorbereitung auf das Konzert helfe ein bisschen, von der ständigen Sorge abzulenken, die gelegentlich auch zur Panik anwachsen kann. "Wir wollen zeigen, dass die Ukrainer talentierte Leute sind, und wir wollen helfen." Über die russischen Mitstudierenden hat Ibrayim Bairam-Ali nur Positives zu sagen: "Wir haben sehr guten Kontakt, das sind gute Leute!"

Die Pianistin Tatiana Orlova bildet mit ihrer Zwillingsschwester, der Geigerin Yulia, das Orloff-Duo. Die beiden 35-Jährigen studieren im neuen Master-Studiengang Kammermusik bei Prof. Denise Benda. Sie werden Werke von Brahms und Lili Boulanger spielen. "Wir haben uns sehr gefreut, dass wir gefragt wurden", sagt Tatiana Orlova. "Es ist uns sehr wichtig, mit unserer Musik unsere Solidarität mit den Menschen in der Ukraine zu zeigen. Wir müssen alles versuchen, einander zu unterstützen."

Unterstützung auch für die Menschen, die in Russland gegen den Krieg demonstrieren

Die Familie der beiden Musikerinnen lebt im Norden Russlands. Natürlich rechne sie mit Repressalien, weil sie sich auch in den Sozialen Netzwerken klar gegen den Krieg äußere, sagt Tatiana Orlova. "Aber jetzt ist nicht die Zeit für Feigheit. Es ist auch sehr wichtig, die Menschen in Russland zu unterstützen, die gegen den Krieg demonstrieren. Ihnen zu zeigen: Ihr seid nicht allein mit eurem Protest."

Für dieses Engagement bekommen sie und ihre Schwester viel Zustimmung per Brief und Mail, erzählt Tatiana Orlova. "Wir stehen seit Beginn des Krieges unter Schock. Das ist eine tragische Situation für die Menschen beider Länder. Ich will keine Politikerin werden. Aber als Mensch kann ich nur sagen: Es gibt keine Rechtfertigung für diesen Krieg."

Benefizkonzert der Hochschule für Musik Würzburg zugunsten der Flüchtlingshilfe der Stadt Würzburg für die Ukraine. Samstag, 12. März, 19.30 Uhr, Hochschule für Musik Würzburg, Großer Saal. Eintritt frei, Spenden erbeten, Spendenbescheinigung ab 100 Euro (Spendenbox und Umschläge). Vorherige Platzreservierung unter www.hfm-wuerzburg.de/veranstaltungen/kalender/reservierung ist nötig. Schirmherr ist Oberbürgermeister Christian Schuchardt. Auch das reguläre Sinfoniekonzert der Hochschule am 7. April soll zum Benefiz umgewidmet werden. Dessen Erlös geht dann an die Flüchtlingshilfe des Landkreises.

 
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