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WÜRZBURG
Musikalische Riesenschlange im Kiliansdom
Manfred Honeck und die „Bamberger“ im Dom
Foto: Felix Röttger | Manfred Honeck und die „Bamberger“ im Dom
Felix Röttger
 |  aktualisiert: 03.12.2019 10:30 Uhr

Zum fünften Mal gab es „Bruckner im Dom“ als Teil des Würzburger Mozartfests. Das Konzert lockte mehr als 1000 Besucher in den Kiliansdom. Diesmal führte Manfred Honeck am Pult der Bamberger Symphoniker die Tradition von Bruckner-Konzerten mit großen Dirigenten fort. Sie begann 1967, als die im Krieg schwer beschädigte, später zur Ruine gewordene Kathedrale endlich wieder eingeweiht werden konnte.

Wenn es einem Orchester gelingen kann, im Würzburger Dom mit seiner langen Nachhallzeit von mehr als fünf Sekunden Anton Bruckners 7. Sinfonie, die sich als „symphonische Riesenschlange“ – so der Wiener „Kritikerpapst“ Eduard Hanslick - um die Säulen des Mittelschiffs windet, zu bändigen und trotz der unvermeidlichen Tonüberlagerungen wieder einzufangen, dann sind es die Bamberger.

Andachtsvoll

Der inzwischen 200. Auftritt der „Bamberger“ beim Mozartfest wurde nicht nur wegen des in einer Art Vorahnung drei Wochen vor Richard Wagners Tod entworfenen zweiten Satzes mit dem cis-Moll-Adagio zu einem berührenden Erlebnis. Die Symphoniker breiteten Bruckners lyrisch-beschauliche und andachtsvolle Stimmungen – oder auch seine Trauer –, abgelöst von Auflehnung und glühender Ekstase, mit berückend schwerelosen und lichten Klangbildern aus.

So lassen sich auch die Empfindungen bei Olivier Messiaens vorher gespieltem vierten Satz aus „L?Ascension“ beschreiben, der zum Auftakt in fast euphorischer Verzückung mit überwältigender Klangfantasie religiöse Gläubigkeit besingt. Ursprünglich hatte der 1992 in Clichy gestorbene Organist und Hobby-Ornithologe, der 700 Vogelstimmen zu unterscheiden wusste, seinen ersten Orgelzyklus „L?Ascension“ (Himmelfahrt) als Orchesterwerk komponiert. Dirigent Manfred Honeck lotete die klangliche Intimität in allen thematischen Details aus; „extrem langsam, ergriffen und feierlich“, brachte das Orchester in jeder Phase beseelte melodische Bewegung ein.

Trotziger Optimismus

Das Programm führte die Musik zweier gläubiger Katholiken zusammen: hier der kühn komponierende, persönlich eher verhalten-schwerblütige, streng katholisch erzogene Anton Bruckner, dort der hoch angesehene, zurückhaltend-charmant auftretende Organist, der über 40 Jahre sein Amt an der Pariser Kirche St. Trinité ausübte.

All das sorgte für ein herrliches Konzert voller Spiritualität, das ganz und gar nicht in Trauer versank. Im Scherzo der Siebten nimmt Anton Bruckner dem Tod den Stachel, denn mit dem Hauptthema der Trompete kündigt sich eine im letzten Satz erneut aufgenommene, aus Trauer zu Trotz gewordene optimistische Haltung zum Leben an.

Ein neues Format

Voller Spannung wurde dann „Nachklänge im Echoraum“, ein neues Format des Mozartfests erwartet; 30 Minuten nach dem Domkonzert ging es in die Sepultur, die Grabstätte der Domherren, die rund 200 Zuhörern Sitz- oder Stehplätze bietet. Der Raumwechsel brachte eine neue Atmosphäre, einen anderen Klang und dockte doch mit einer „Hommage a Wagner“ quasi als Echo an Bruckner an. Zu hören ware Werke für Vokal- und Instrumentalensemble von Wagner selbst, von Dieter Schnebel und anderen. Zu hören waren auch betroffen machende Gedichte von Ingeborg Bachmann.

 
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